Re: Wörter und Unwörter – Der gepflegte Stilistik-Thread

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Die Ablehnung von Mundart in jeglicher Sprache, sei es die deutsche oder die englische oder sonst eine, erscheint mir außerordentlich wunderlich, daher die Nachfrage. Dialekt und Soziolekt machen eine Sprache doch überhaupt erst in vollem Umfang lebendig: All die Mentalitäten, Haltungen, Lebensanschauungen, Unter-, Zwischen-, Nebentöne, die sich da bisweilen in beiläufigsten Wendungen, einer speziellen Betonung, einer winzigen Floskel offenbaren … unübersetzbar, hochsprachlich nicht vermittelbar.

Und sollte es ernsthaft jemandes Ziel sein, eine Sprache zu sprechen, die seine Herkunft möglichst total verleugnet, seine Wurzeln möglichst radikal kappt? Wo liegt denn da der Sinn? Das wäre doch keine lebendige Sprache mehr, sondern ein Kunstprodukt, eine Abstraktion, eine Verknöcherung. Sowas ähnliches wie das Latein, das früher in der Schule gelehrt wurde. Und dann gäbe es weder Gerhard Polt noch Mike Skinner noch Tony Soprano und noch nicht mal Goethes Faust (mit dem unschlagbaren Reim „Ach neige / Du Schmerzensreiche“, der nur funktioniert, wenn man auf gut hessisch „Ach neiche“ sagt).

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