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Aus dem Tagesspiegel:
Kosmonauten im Kometenschweif
Sein Renommee als Plattenkünstler mag durch ziellose Hyperaktivität etwas gelitten haben. Aber hier kommt Ryan Adams, der Konzertmusiker: Den Schopf von einer grünen Pudelmütze gebändigt, raunzt er eine launische Begrüßung in die abgeteilte, wohlig beheizte Arena. Dann stürzt er sich mit den Cardinals kopfüber in den glühenden Southern Rock von „When the Stars go blue“. Hymnische Gitarrenchorusse, präziser Satzgesang, federnde Rhythmussektion – man könnte glauben, die seligen Allman Brothers stünden auf der Bühne. Die Cardinals sind weit mehr als eine Begleitband. Adams liefert sich rauchende Gitarrenduelle mit Neil Casal, die Jon Graboff auf der Pedal Steel Guitar flinkfingrig sekundiert. In kollegialer Eintracht werden glasklare Gesangsharmonien dargeboten, aus denen Adams leidenschaftliches Organ herausragt. Nach der makellosen Schönheit von „Cold Roses“ gerät „Easy Plateau“ zum unvergesslichen Gesamtkunstwerk: Die Lichtregie zaubert einen funkelnden Sternenhimmel, vor dem sich die Cardinals wie verlorene Kosmonauten im Kometenschweif bewegen. Dazu navigieren sie durch einen tosenden Songstrom, der von zartesten Gesangsharmonien bis zu minutenlangem Lärmrauschen und wieder zurück mäandert. Im zweiten Set sitzt Ryan Adams zeitweilig am Klavier, die Band spielt zerbrechliche Country-Balladen, rustikalen Bo-Diddley-Boogie, wüste Lärmexkursionen. Und immer wieder sämigen Southern Rock. Nach zweieinhalbstündiger, grandioser Performance muss Abbitte leisten, wer je Zweifel an Ryan Adams gehabt hat. Wir nehmen alles zurück und behaupten das Gegenteil. Jörg Wunder
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