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Hab ein interessantes Interview mit Christian Neuburger gefunden, hier mal ein paar Ausschnitte daraus:
Christian Neuburger über die Entstehung des sechsten SLUT-Albums „Still No. 1“:
Die Wege von SLUT waren schon immer eher unorthodox. SLUT waren schon immer irgendwie abseits vom üblichen Indie-Rock zu finden. Nach Alben wie dem irrwitzigen „Lookbook“, oder dem lauernd-aggressiven „All We Need Is Silence“ widmeten sich die Ingolstädter zuletzt der Neuvertonung der „Dreigroschenoper“. Kein Wunder also, dass Sänger und Gitarrist Christian Neuburger von klaren Ansagen und Umwältzungsprozessen spricht, und ganz nebenbei andeutet, dass der zukünftige Weg der Band auch schon angefangen hat.
Der Titel des neuen Albums „Still No. 1“ wirkt ja erstmal irreführend und könnte als Statement über die Band verstanden werden. Der Titel ergibt erst mit dem Text des gleichnamigen Liedes wirklich Sinn. Ist das eine absichtliche Irreführung?
Nein, ist es nicht. Ich glaube, die Zeiten in denen wir Leute auf’s Glatteis führen wollen, müssen irgendwann vorbei sein. Bei „Still No1“ handelt es sich für uns um das wichtigste Lied der Platte. Deshalb sollte es auch Taufpate für das Album werden. Keine bösen Hintergedanken.
Es geht also darum, dass der Hörer wieder möglichst viel interpretieren kann? Eine generelle Vorgabe soll es nicht sein?
Doch, eigentlich schon. Das ist jetzt schon wesentlich konkreter, gemessen an den Texten und Inhalten der letzten Platte. Die wirkten ja doch etwas kryptisch, weswegen sehr viele Rückfragen kamen. Ich glaube, dass dieses mal alles relativ eindeutig formuliert wurde. Es werden auf „Still No 1“ keine Geschichten mehr erzählt, sondern alles ist mehr eine Art Zwischenbilanz. Also am Ende angekommen sind wir natürlich noch nicht, denn es geht ja schließlich weiter.
Weitergehen ist ein gutes Stichwort. Auf eurer Homepage www.slut-music.de schreibst du, dass ihr mit dem “letzten Studioalbum an einem Punkt angelangt [wart], der hörbar finale Züge trug”. War der Einsatz der vielen verschiedenen Instrumente, die jetzt auf “Still No 1” zu hören sind, die logische Konsequenz daraus?
Das mag man so sehen, ja. Also zumindest hatten wir nach Beendigung der letzten Platte relativ schnell festgestellt, dass die restriktiven Maßnahmen, die wir uns auferlegt hatten, eigentlich überhaupt nicht nötig gewesen wären. Dieser musikalische Purismus aus Schlagzeug, Bass, Gitarre, hat so viele andere Möglichkeiten ausgeklammert. Genau diese Möglichkeiten wollten wir jetzt bis zur Neige ausschöpfen. Wir haben unseren musikalischen und inhaltlichen Kosmos damals auf einen Teilausschnitt begrenzt und das sollte dieses Mal nicht passieren. Die einzige Vorgabe für das neue Album war deshalb: Keine Vorgabe, keinen Plan, kein Strickmuster ab dem Zeitpunkt, wo man den Proberaum betritt. Das war, glaub ich, die beste, einfachste und logischste Konsequenz aus der Arbeit an den verschiedenen Platten.
Warum sind die Momente des aggressiven Herausschreiens, wie sie auf „All We Need Is Silence“ in „Wasted“ oder „Cosmopolite“ zu finden waren, vorbei?
Ich glaube, man hat sich mit der letzten Platte zu sehr verlustiert in einem permanenten Gegen-Irgendetwas-Sein, einem Gegenentwurf und einer Anklage. Insofern haben Lieder mit einer offensichtlichen Aggressivität wie „Wasted“ oder „Cosmopolite“ dort gut Platz gefunden. Diese Phase ist jetzt vorbei. Die Energie, die wir damals für diese Antihaltung aufgebraucht haben, wurde jetzt in etwas viel Konstruktivistischeres und Positivistischeres umgemünzt. Dieses Wutpotential, konnten wir dieses mal zu etwas machen, das eine Art „Vorwärts Freunde, zur Sonne!“ suggeriert. So etwas gab es damals überhaupt nicht. Diese Art von Songs einfach nur um des Rockmoments Willen noch einmal zu reanimieren, hätte keinen Sinn gemacht. So ein Moment taucht zwar auf, aber in ganz anderem Gewand.
(Quelle: triggerfish.de)
Das gesamte Interview ist hier nachzulesen.
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