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„Sunset Boulevard“ (Billy Wilder, 1950)
Regie: Billy Wilder
Drehbuch: Billy Wilder, Charles Brackett
Musik: Franz Waxman
Kamera: John Seitz
Darsteller: William Holden, Gloria Swanson, Erich von Stroheim
Länge: 110 min., schw/w
Joe Gillis: You’re Norma Desmond. You used to be in silent pictures. You used to be big.
Norma Desmond: I *am* big. It’s the *pictures* that got small.
Ein Mann liegt tot in einem Swimming Pool.
Wir hören eine Stimme aus dem Off, die uns die Geschichte dieses Mannes erzählt. Es ist Joe Gills, ein eher erfolgloser Drehbuchautor, der einige B-Movies geschrieben hat. Gills, der sich eher schlecht als recht durch Hollywood schlägt, trifft auf die ehemalige Schauspielerin Norma Desmond, die sich nichts mehr als ein Comeback erhofft. Gillis soll ihr zum Comeback verhelfen, koste es was es wolle…
„Sunset Boulevard“ ist ein zynischer und düsterer Blick hinter die Kulissen Hoyllwoods von einem seiner größten Meister. Billy Wilder erzählt die Geschichte des erfolglosen Schreiberlings Joe Gillis mit einer großartigen Mischung aus Humor und Melancholie. William Holding spielt die Rolle perfekt, sein Gillis ist hoffnungslos verschuldet, seine Gläubger sitzen ihm schon im Nacken. Gloria Swanson, in den 20gern und 30gern selber ein großer Star, spielt die tyrannische und selbstüchtige Norma Desmond mit einer eiskalten Leidenschaft. Ganz großartig ist aber auch Erich von Stroheim, der große Regisseur. Sein Max ist ein sein Beruf ganz verschriebener Mann, der niemals aus seiner Uniform zu schlüpfen scheint. Seine Rolle ist eine der traurigsten überhaupt. War doch nicht nur ehemaliger Regisseur, sondern auch Norma´s ehemaliger Ehemann. Der Film hat auch einige wunderbare Gastauftritte zu bieten, so zb Buster Keaton und natürlich Cecille B. DeMille, den Norma Desmond auf dem Set seines neuen Filmes besucht.
„Diesen Wilder sollte man aus Hollywood verjagen. Er beißt in die Hand, die ihn füttert.“ soll Studio-Boss Meyer bei einer Vorführung gesagt haben. Daraufhin soll Wilder geantwortet haben: „Ich bin Mr. Wilder. Warum ficken Sie sich nicht selbst?“. Wilder fühlte sich nie einem Studio oder einem System verpflichtet, was vielleicht seinen Erfolg ausmachte. Doch „Sunset Boulevard“ ist vielmehr als ein Film Noir. Es ist auch ein Drama um die Sehnsüchte der Menschen, ihre Ängste nicht anerkannt oder alleine gelassen zu werden. Ausserdem ist „Sunset Boulevard“ auch in gewisser Weise ein Horrorfilm, erinnert Von Stroheim´s Max doch an die Figuren aus den unzähligen Horrorfilmen der 30ger Jahre. Auch Norma Desmond zeigt einige wirklich horrorhafte Züge an sich. Und letztendlich ist „Sunset Boulevard“ auch eine böse Komödie über Hollywood und das Leben an sich. Und es ist ein Thriller über die Abhängigkeit von Menschen, im besonderen die Abhängigkeit von Norma Desmond an Joe Gillis.
Als dieser am Ende sie verlassen will, sieht Norma nur noch eine Möglichkeit. Und da sind wir dann wieder am Anfang des Filmes, beim toten Joe Gilllis im Swimming Pool. Schließlich wird Norma Desmond von der Polizei verhaftet. Desmond, die mittlerweile in ihrer eigenen „Film-Welt“ lebt, glaubt das die Presse und die Filmcrew unten auf sie wartet. Als sie die große Treppe hinabsteigt, um mit ihrer Arbeit zu beginnen, sagt sie einen der berühmtesten Sätze der Filmgeschichte: „All right, Mr. DeMille. I am ready for my close-up.“ Doch DeMille ist nicht da. Und es wird kein Comeback geben.
Doch für Billy Wilder war dieser Film ein großer Erfolg, und war die letzte Zusammenarbeit zwischen ihm und Charles Brackett. Der Film gilt neben „Double Indemnity“ und „The Apartment“ als der beste Film des Billy Wilder. Zu Recht, ist es doch ein perfekter Film. So wird Hollywood wohl sein.
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra