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otisWas soll das mit Industrieware zu tun haben? Natürlich ist Popmusik Industrieware, das macht sie ja gerade so spannend. Und natürlich ist jeder Tonträger tausendfach am Markt, und natürlich kann die Musik in Gestalt ihres Tonträgers für den einzelnen Hörer einzigartig bleiben.
Nochmal kurz hierzu: Dass ich industrielle Fertigung und Warencharakter für nichts per se Schlechtes halte, sollte bereits deutlich geworden sein. Worauf ich hinaus will, ist, dass man diese Dinge nicht vergessen sollte, wenn es um die ursprüngliche Intention und die Umstände einer Veröffentlichung geht. Gerade dann, wenn man sich ernsthaft mit dem weiteren kulturellen Hintergrund der Musik befassen will. Es gilt, die ursprüngliche Schlichtheit des Ganzen zu sehen. Anderenfalls verrennt man sich leicht im allzu Seriösen und übertrieben Kunstbeflissenen.
Selbstverständlich kann jeder Einzelne aufgrund eigener Definitionshoheit für einzigartig halten, was er will. Etwas anderes ist jedoch die Frage nach demjenigen Rezeptionsverhalten, das der Intention der Musik am besten gerecht wird. Und die ist doch eigentlich gerade dein Anliegen, oder?
Eine Single von Stax oder Motown war sicherlich nicht dazu gedacht, ihr vor der High-End-Anlage andächtig und mit analytisch gespitzte Ohren zu lauschen. Deren „Verständnis“ wird viel eher dadurch gefördert, dass man sich dazu amüsiert, sexuelle Kontakte sucht, ein Bisschen Liebeskummer ertränkt etc. Vor allem aber empfehle ich das Tanzen. Shake!
Dies sollte man bei aller Sammelleidenschaft und Liebe zu gutem Klang nicht aus den Augen verlieren. Die Frage nach Single, Album, Compilation, Vinyl, CD etc. wirkt dann vergleichsweise spitzfindig und irrelevant.
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)