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Aus der HAZ:
Gespannt und ungeduldig wird Cocker von 4500 Fans erwartet, die das schöne und mutige halbstündige Vorprogramm von Martin Kilger und seiner Band höflich bis angenehm überrascht hinter sich gebracht haben. Dann endlich: Joe Cocker putzt sich nochmal die Nase, und der rote Vorhang öffnet sich!
Man hat, wie es sich gehört, eine richtige Showbühne für Cocker und seine achtköpfige Band aufgebaut, mit Podesten für Flügel, Schlagzeug und die zwei tanzenden Sängerinnen sowie zwei Projektionsflächen in der Form von Bügeleisenunterseiten im Hintergrund. Die Band entfesselt gleich einen treibenden Groove, Cocker – im schwarzen Anzug – wedelt schon mal mit den Armen, spielt etwas Luftklavier und röchelt los: „Two train tickets…“. Mit der ersten Zeile von „Hitchcock Railway“ ist klar, dass dies ein großer Abend wird. Ein Abend der guten, alten Schule, mit guten, alten Songs und guten, alten Zutaten wie zum Beispiel der Hammondorgel (Mike Finnegan), dem Tenorsaxofon (Norbert Simple) und zwei stimmgewaltigen Animateusen (Nichelle Tillman und Kacee Clanton). Mit „Feelin’ Alright“ geht es weiter, der Sound strotzt nur so vor Saft und Kraft, Cocker hüpft mit dem Schlussakkord in die Höhe, zieht das Jackett aus, krempelt die Ärmel auf und legt mit „When the night comes“ und „Up where we belong“ nach.
Cocker, der nie einen Song selber schrieb, hat nicht nur diese Stimme, die ihn berühmt gemacht hat, sowie eine klasse Band hinter sich, er hat auch ein Repertoire an Songs, das seinesgleichen sucht. Großartige Songs von den besten Komponisten hat er im Laufe seiner Karriere angesammelt und mit seinem Gespür für die dahinterstehenden Emotionen nach dem Tur-Tur-Prinzip ausgebaut: eigentlich eine simple Akkordfolge, bei Cocker aber ein Gebirge aus Musik.
Ach ja, ein paar neue Stücke vom aktuellen Album „Hymns for my soul“ gibt es auch, schöne Stücke, besonders der Slowblues „Don’t give up on me“, aber es sind die Klassiker, die man hier hören will. Wie „You can leave your hat on“ und „Unchain my heart“, mit denen Cocker auf die Zielgerade geht. „Summer in the city“ enthält den ersten inbrünstigen, heiseren, langgezogenen Schrei, der nur noch vom traditionellen Höhepunkt der Cocker’schen Version von „With a little help from my friends“ übertroffen wird, dem Urkrächzer schlechthin – hoch, heiser, himmlisch.
Drei finale Hüpfer, dann stehen auch die Opernglasgucker auf den Tribünen. Tosender Jubel, begeisterter Applaus, es folgen die Zugaben, natürlich inklusive eines weiteren Lennon-McCartney-Liedes: „She came in trough the bathroom window“. Und schließlich folgt „Long as I can see the light“, ein sparsam instrumentierter Blues. Was wohl heißen soll: So lange ich kann, mache ich weiter. So sind sie eben, die lebenden Legenden.
Von Matthias Schmidt
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