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MikkoBullitt, ich bezweifle nicht, dass die meisten Onkelz Fans eher unpolitisch waren und sind. Allerdings bleibe ich dabei, ihre Texte bieten (zusammen mit ihrem allgemeinen Image und der Musik) weit mehr Identifikationsmuster für diffus national und fremdenfeindlich eingestellte Jugendliche als die Texte anderer deutscher Bands wie Tote Hosen oder Die Ärzte.
Das ist sicherlich richtig. So wie die Onkelz Anfang der 80er Jahre als Oi-Band auf Rechts geeicht wurden sind die Hosen und die Ärzte im Punk verwurzelt. Aber mal ehrlich, wenn so viele Skins heute die Onkelz hören wie Punks die Toten Hosen und DÄ, müssen wir uns über rechte Gesinnung im Okelz-Lager ja kaum Gedanken machen.
Aber ich weiß was du meinst. Keine Ahnung wie der Querschnitt der Hörerschaft mittlerweile aussieht. Habe gerade nochmal in einige der umstrittenen neueren Texte reingeschaut. In Bezug auf ihre frühen Veröffentlichungen kann auf der Textebene tatsächlich einiges missverständlich interpretiert werden. Berücksichtigt man öffentliche Statements und Interviews zum Thema, kann die Lesart allerdings wieder eine ganz andere sein.
Apropos Ärzte, ich bin über 50 und gehe ab und zu immer noch zu deren Konzerten. Ok, ich kenne sie auch von Anfang an persönlich. Davon abgesehen bin ich der Meinung, der Unterschied zwischen Bands könnte kaum größer sein, als der zwischen Onkelz und Ärzten. Nicht unbedingt rein musikalisch, obwohl bereits da Die Ärzte weit abwechslungsreicher, differenzierter und origineller sind, als die Onkelz (und übrigens auch die Hosen). Textlich kann kaum eine deutsche Band den Ärzten das Wasser reichen. So viel Humor, Ironie (auch Selbstironie) und dennoch sogar gelegentlich ernste Aussagen, das gibt es in deutscher Popmusik sonst wohl nicht. Ich bin bekennender Ärzte Fan. Auch wenn ich zugebe, dass selbst diese Band nicht nur ganz tolle Sachen veröffentlicht hat.
Für mich waren das drei typische Bands, die man nach der Pubertät abstreifte und an die nächste Generation weiter gab. Das musikalische Repertoire der Hosen würde ich jedenfalls nicht unbedingt wesentlich höher einstufen, als das der Onkelz. Bei den Ärzten mag das wieder anders aussehen, das sind ja auch eher Entertainer, die sich früh von der Punk-Attitüde verabschiedet haben und durch zwei Songwriter vielfältigere Möglichkeiten haben. Habe allerdings seit Anfang der 90er kein Album mehr von ihnen gehört (Genau wie von den Hosen und den Onkelz) und sie zu dieser Zeit auch das letzte Mal live gesehen. Möglicherweise hab ich also was verpasst.
TheMagneticFieldVorneweg, ein Lied der Onkelz hat mich damals unbewußt über meine erste große Liebe hinweggetröstet und wird somit immer fest mit einem ganz wichtigen Lebensabschnitt verankert sein, Soundtrack of my life sozusagen. Bei näherem Hinhören wurde es mir dann allerdings zu banal, der immer sehr ähnliche Songaufbau, das eintönige „Gebolze“, endgültig vorbei war es dann, als textlich auch noch dieser Verfolgungswahn hinzukam…
NAtürlich unterscheidet dass die Onkelz nicht vom Gros der anderen durchschnittlichen Hardrockbands, aber die wären für mich dann halt auch grenzwertig.
Sehe ich alles ähnlich. Man brauchte nicht viel und nicht lange, um sich satt zu hören aber das ein oder andere Stück mochte man dann halt doch. Mit „grenzwertig“ beziehst du dich jetzt weniger auf etwaige politische Textinhalte sondern eher auf die limitierte musikalische Bandbreite?
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