Re: Hope Sandoval in Heidelberg (08.09.2002)

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soulster

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Böser Zicken-Alarm zum Klang des Glockenspiels

Von Tino Hanekamp

Hope Sandoval spielt in der Fabrik. Sie ist der fast schmerzhaft schöne Engel des Indie-Folk, der singt, als hätte man ihm die Unschuld nie genommen. Und sie ist eine Diva. Das beweist sie an diesem Abend.

Die Vorband-Situation: Zwei Tage vor dem Konzert sagt ihr jemand, dass es keine Vorband in der Fabrik geben wird. „Dann trete ich nicht auf“, sagt Hope. Eilig wird telefoniert und organisiert. Deswegen sitzt nun Simone Holmer aus Hamburg auf der Bühne – allein mit Gitarre. Sie singt mit voller Stimme eindringlichen Singer-/ Songwriter-Pop. Das Debütalbum ist in Arbeit. Die Stuhl-Situation: Während des Soundchecks bauen die Mitarbeiter der Fabrik wie abgesprochen Stühle auf. Hope sagt: „No chairs!“ Deswegen drängeln sich jetzt alle stehend am Bühnenrand, hauptsächlich Männer. Hope ist wunderschön, das Licht ist dunkel, jeder will sie sehen. Doch Hope will nicht gesehen werden.

Die Foto-Situation: Der MOPO-Fotograf will ein paar Bilder machen – ohne Blitz, denn der stört. Doch Hope sieht nur die Kamera, ein Fingerzeig, und schon kommt ein Mann, drängt den Fotografen nach draußen. Hope schaut weg.

Die Konzert-Situation: Sie lächelt nicht. Sie schaut nicht ins Publikum. Sie sagt nur einmal auf Deutsch „Danke schön“. Ungläubige Blicke – sie hat gesprochen! Sie spielt Mundharmonika, flüstert mehr als zu singen. Die Band webt einen voluminösen Klangteppich. Die meisten Lieder klingen gleich, wenig Dynamik, wenig Spannung. Nach einer kurzen Zugabe geht sie davon – kein Wort, kein Blick, keine Regung. „Zicke“, raunt jemand.

quelle: www.mopo.de

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but I did not.