Re: Sterne an deutsche Comedians (& Kabarettisten)

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„So einfach“ finde ich da einiges nicht … (mal abgesehen davon, dass Dombrowski auch heute nur eine Rolle ist unter anderen) und ich rätsele wirklich, wie Du zu den Vermischungen gelangst, so z. B. einfach einen Rundheraushass zu postulieren, der „die da oben“ wie „die da unten“ gleichermaßen treffe. Über die Heuschreckenkolportage von Müntefering in diesem Zusammenhang großartig zu diskutieren, sie überhaupt heranzuziehen, scheint mir überflüssig. Da hat ein Mann mit Schal ein Wörtchen gesagt und eine ameisenartige Zahl von Medienleuten hat es aufgegriffen, wohl auch „die da unten“ und „die da oben“, sofern sie nicht selbst zu den Gemeinten gehören. Solche Plakatwörter und -veranstaltungen interessieren mich kaum, nicht einmal, wenn ich müde bin. Sodass ich den Zusammenhang, den Du hier herankarrst, nicht verstehe.

Allenfalls könnte es an der Verlockung liegen, etwas „strukturell“ zu sehen? Eine Struktur ist ein beliebiges Netz, das sich ganz rasch selbst erschafft und Klebespuren für alles Mögliche bereithält: jetzt also auch den Antisemitismus, nur, weil es ihn gibt. Glaubst Du wirklich, dass Schramm, ganz gleich in welchen Untergeschossen der „Subtexte“, gegen den „Geldjuden“ spricht, ohne es zu wissen, weil er ja seiner Struktur verfallen sei? Ich finde das reichlich bei den Haaren herbeigezogen und ich frage mich, warum und wozu? Man muss keineswegs antisemitisch sein, um das Geldgegeifer und seine Auswirkungen nicht zu schätzen, liegt das nicht auf der flachen Hand? Gefährlich in dem Sinn, den Du vielleicht, wenn auch nur strukturell, meinst, ist die Umkehrung oder Verwirbelung.

Dass Du unter den Bedingungen Deiner Einschätzung der Figur sie lieber grässlich-witzig hättest, ist klar, insofern überflüssig etwas dagegen zu sagen. Dennoch ist das wohl der Kern: er ist eben keine Witzfigur, da ist keine Hintertreppe, auf der man lachend wandelnd, hinauf oder hinab, über die „Geldjuden“ lächelt. Dieses Wort überhaupt zu sagen … was ist das „strukturell“? Entscheidender, was den Wutbürgerkram betrifft, ist übrigens die Unterscheidung des Zorns und der Wut, die Schramm, allerdings als Dombrowski, erklärt hat. Zugunsten des Zorns.

Mir ist da also zu viel Vermischung in Deinen Worten. Was stört Dich daran, dass die „Geldjunkies“ (noch so eine liebe Abkürzung, für das, was geschieht, um es zu verdecken) angegriffen werden, dort und dann, wenn ihr Handeln Folgen für die Öffentlichkeit hat, also politisch ist, und das nicht nur strukturell, sondern handgreiflich? Natürlich zu beobachten bei allen möglichen Leuten, die meinetwegen Kleinbürger heißen: „ich würde es auch nicht anders machen, wenn ich könnte“. Aber es ist dieser Gedankendreck, gegen den Dombrowski, Schramm schreibt, spricht.

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