Re: Sterne an deutsche Comedians (& Kabarettisten)

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mick67

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Herr RossiNun ist Loriot genau ein Beispiel dafür, dass große (Unterhaltungs-)Kunst eben nicht zeitlos ist. Dieser Typus des Bürgers alter Schule, der sich darum müht, gute Ordnung zu halten und Konventionen zu wahren, den gibt es heute nicht mehr. All diese Loriot-Gestalten, die zusammen in der Badewanne sitzen und sich siezen, die daran verzweifeln, ein Bild gerade zu rücken oder auf höflich-unauffällige Weise auf ein kleines Missgeschick hinzuweisen (die Nudel), die auf die Frage, ob das Kind denn ein Zipfelchen hat, entrüstet antworten: „Mein Enkel hat alles, was es braucht“, die Grzimeks mit ihrer Begeisterung dür „posierliche kleine Kerlchen“, das gibt es heute nicht mehr.
Genauso ist es mit „Ekel Alfred“, das war der letzte große Auftritt des „kleinen Mannes“, der Bürger sein wollte und doch Prolet war. Loriot und Wolfgang Menge haben da eine untergehende Welt porträtiert.

Okay, ich habe Zeitlos-Debatte hier nicht weiter verfolgt. ;-)
Ich meinte auch nicht die menschlichen Schwächen, die oben dargestellt hast. Das ist in der Tat nicht mehr so. Nein, was ich meine liegt tiefer. Da sind z.B. Eitelkeiten, die uns allen innewohnen, das ist zeitlos. Oder wie aus Mücken Elefanten gemacht werden (Bsp. Kosackenzipfel) oder PC Gelaber (Meine Frau macht ihr Jodeldiplom, da hat sie was eigenes und ist ein vollwertiges Mitglied in der Gesellschaft.) oder Kommunikationsprobleme zwischen Mann und Frau („ich möchte einfach nur hier sitzen.“). Natürlich sind die Figuren nicht mehr zeitgemäß, die persiflierten Schwächen schon.

Bei Ekel Alfred gebe ich Dir Recht. Ich kann aber immer noch herzlich lachen über die Familie.

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