Re: TZ – Coverversionen II – Malibu

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malibu

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Vielen Dank für eure Vorfreude, ich hoffe, ihr werdet sie nicht bereuen.. :angel:

So und jetzt die Liner-Notes:

1. The Whole Point of No Return – Robert Wyatt
Habe das Album ‚Shleep‘ diesen Sommer auf einem Flohmarkt gekauft, kurz gesehen, dass ‚Whole Point..‘ gecovert wird und die CD dann im Auto durchgehört. Mich danach gewundert, wo denn jetzt das Cover war. Noch mal gehört, wieder nicht gefunden, konzentrierter zugehört und dann kam das Aha-Erlebnis. Schön weit weg vom Original aber trotzdem sehr sensibel mit ihm umgegangen.

2. Top of the World – Shonen Knife
Aus dem Tribute Sampler ‚If I Were a Carpenter‘, der sich allein dieses Stücks wegen lohnt. (Allerdings auch fast nur wegen diesem Stück..) Ein wunderbares Stück einfachster Gitarren-Indie-Pop mit herrlichem japanischen Akzent.

3. Ca Plane Por Moi – Sonic Youth
Aus dem Sampler ‚Freedom of Choice – Yesterday’s New Wave Hits Performed by Today’s Stars‘, den ich im Zuge eines Pakets von City Slang Musikkassetten billig erstanden habe. Das Stück zeigt meines Erachtens, dass Sonic Youth durchaus Pop Appeal haben können, wenn sie denn mal wollen.

4. Pastime Paradise – Ray Barretto
Bin im Zuge von Acid Jazz auf den 70er Soul gestoßen. (OK, das Stück ist von 81!) Dieses Stück war einer der Renner meiner damaligen Stamm-Disco, eigentlich geht es in diesem Stück auch nur darum, zu tanzen. Und worum sollte es auch sonst bei Popmusik gehen?

5. Inner City Blues (Poem: The Siege of New Orleans) – Gil Scott Heron
Eigentlich recht nahe am Original aber mit einem in Beinahe-Rap vorgetragenen Gedicht versehen. Und Gil Scott Herons Stimme ist sowieso ganz wunderbar.

6. Que Sera, Sera (Whatever Will Be, Will Be) – Sly and the Family Stone
Aus dem Album Fresh. Doris Days etwas biederer Schlager bekommt eine gehörige Portion Soul und Gospel Feeling. Die Frage, warum, wenn die Zukunft so unklar ist, die Ich-Erzählerin einen minutiös vorgezeichneten Lebensweg geht, bleibt weiterhin ungeklärt.

7. Anarchy in the U.K. – Snowboy
Ein Salsa/Samba begeisterter Acid Jazz DJ massakriert den Sex Pistols Klassiker. Reicht für ein Grinsen und ist extrem tanzbar. (Siehe oben..)

8. Die Frau aus Castrop Rauxel – Eva Kurowski
Von ihrem Album ‚Reich ohne Geld‘. Habe Eva Kurowski mal live gesehen und bin nach einem schrillen, grundalbernen Konzert melancholisch nach Hause gegangen. Allen Freunden, die auch dabei waren, ging es genauso. Die Frau ist faszinierend. Am Saxofon ein Cameo von Helge Schneider.

9. Eve of Destruction – The 39 Clocks
Wenn die Hippies schwarzgekleidete, sonnenbebrillte, grundironische, keine Emotion zeigende Großkotze wie den 39 Clocks gewesen wären, wären die 68er vielleicht sogar lustig gewesen..

10. Real Cool Time – The Feelies
Eigentlich nicht so weit weg vom Original, allerdings ist die Attitüde der Feelies ungefähr das Gegenteil von der der Stooges, was für mich den Reiz der Aufnahme ausmacht. Aus ihrem letzten Album ‚Time for a Witness‘, dass das einzige von ihnen ist, das ich zur Zeit der Veröffentlichung wahrgenommen habe.

11. Happiness Is a Warm Gun – The Breeders
Aus dem ersten Album ‚Pod‘. Man treibe die dem Lied eigene Dynamik radikal auf die Spitze und schon steckt man tief im Indie der spät-80er/früh-90er.

12. A Day in the Life – The Fall
Aus dem Sampler ‚Sergeant Pepper Knew My Father‘, einem Album, auf dem die gesamte Sgt. Pepper durchgecovert wurde. Also wie geschaffen für dieses Forum.. Bemerkenswert ist Mark E. Smiths Betonung der letzten Konsonanten der Textzeilen. Mir ist noch nicht ganz klar, ob er das Stück eigentlich mag oder nicht, aber streng genommen weiß ich das auch bei vielen seiner eigenen Stücke nicht.

13. Can’t Help Falling in Love – Howe Gelb
Ab und zu brauch ich eine abgespeckte Version, um zu erkennen, dass ein Song eigentlich toll ist..

14. Crazy – Soulside
Nachdem Sonic Juice in seinem Country Thread Patsy Cline vorgestellt hat, bin ich über ihren Titel ‚Crazy‘ gestolpert, da ich es irgendwoher kannte. Fündig geworden bin ich da, wo es nun wirklich nicht zu erwarten gewesen wäre,
bei Soulside, einer irgendwie-Post-Hardcore Band, die mit dieser Coverversion ihr Album ‚Hot Bodi-Gram‘ beenden. Vielleicht die Coverversion, die sich in der Stimmung am weitesten vom Original entfernt, wobei es auch ganz logisch ist: Die Frau jammert vor Liebeskummer allen Freundinnen am Telefon vor, weint in ihrem Zimmer alleine vor sich hin, während der Mann Amok läuft.

15. Coucouroucoucou Paloma – Caetano Veloso
Nach dem lautesten Stück nun das leiseste. Für Almodovars Film ‚Habla con Ella‘ geschrieben, verwandelt Caetano Veloso den Ranchera-Standard in ein Stück Kammerpop und bringt die unendliche Traurigkeit des Liedes zur Geltung. Hier ist auch die Originalversion von Lola Beltrán zu empfehlen, mit der ich eigentlich gar nicht gerechnet hatte, ich dachte, das wäre ein altes
Volkslied. Allerdings ist jedem, dem schon U2s One zu pathetisch ist, zu raten, Lola Beltran nur unter ärztlicher Aufsicht zu hören!

16. Days – Elvis Costello
Das für meine Ohren recht unspektakuläre Stück der Kinks bekommt hier eine Extraladung Pathos. Aus Wim Wenders Film ‚Bis ans Ende der Welt‘, den ich natürlich noch nicht gesehen habe..

17. Helpless – Nick Cave and the Bad Seeds
Aus dem Neil Young Tribute Sampler ‚The Bridge‘. Nick Cave zur Zeit von ‚The Good Son‘, seiner meiner Meinung nach besten Phase, mit viel Mut zum Kitsch, der dem Stück sehr gut tut.

18. Mockin‘ Bird – Tindersticks
Auch aus einem Tribute Sampler (hätte vor diesem TZ gar nicht gedacht, dass ich so viele davon habe). Die Tindersticks schaffen es, dieses Frühphasenstück von Tom Waits gleichzeitig verspielt und depressiv klingen zu
lassen. Das muss man erst mal schaffen!

19. Happy Birthday – The Universal Congress Of
„OK, die Platte ist fast fertig, jetzt könnten wir ja noch etwas covern. Hat jemand eine Idee?“ – „Happy Birthday.“ – „Stevie Wonder?“ – „Nein, Happy Birthday“ – „Du spinnst!“ – „Na und?“ – „OK“ – Trööt!
Eine herrlich schwachsinnige Coverversion einer klassischen SST-Band am Ende. Hiervon habe ich beim besten Willen kein Original auftreiben können, hoffe aber nicht, dass jemand von euch so arm dran ist, es nicht schon vorgesungen bekommen zu haben.

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