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StaggerleeKann es sein, daß Banana Joe und Ah Um von zwei verschiedenen Kriterien reden? Bei Ah Um habe ich den Eindruck, daß er vom (mehr oder minder universellen) Inhalt redet, während Banana Joe eher von der Form redet? (z.B. Louis Armstrongs Verdienst war es als erstes aufzuzeigen wie man ein Solo improvisiert).
Der Einwand ist nicht unberechtigt. Und er führt weit über diese Diskussion hinaus: Was ist denn überhaupt der „Inhalt“ von Musik (wenn man von Texten oder „Programmmusik“ einmal absieht)? Ist sie vielleicht Einheit von Inhalt und Form? Und wenn Louis Armstrong „West End Blues“ spielt, ist dann das Inhalt oder Form?
Gerade im Popbereich bin ich mir nicht sicher ob ein Begriff wie Zeitlosigkeit Sinn macht, da keine andere Stilrichtung so wie Pop (geht man davon aus, daß es sich dabei vor allem um Jugendkulturen handelt) vom Selbstverständnis an die Aktualität gebunden ist.
Ja, Popmusik ist in besonderem Maße Musik für das „Hier und Jetzt“. Aber gerade indem man ausschließlich das Hier und Jetzt in den Blick nimmt, transzendiert man es. Popmusik ist im Prinzip buddhistisch.;-)
Eine kleine Spitze kann ich mir nicht verkneifen in Bezug auf die Diskussion um Artrock (ich weiß, daß er hier im Forum nicht so sehr geliebt wird): Was war denn Pil, This Heat, Metallica, Sigur Ros oder Mars Volta- Rockabilly?
Jedenfalls kein Art Rock. (Eventuell passt dieses Label noch einigermaßen auf Mars Volta; die kenne ich zu wenig. Und Sigur Ros‘ Esoterik mag auch irgendwie noch dazugehören.) Nicht alles, was sich (übermäßig) kunstbeflissen gibt, würde ich allein deshalb bei Art Rock subsumieren. Was nicht auschließt, dass es auch zB im Post Punk ambitiöse Verspanntheiten geben kann (bei PIL oder This Heat wohl eher nicht).
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)