Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Unbekannt oder vergessen: Geheimtipps › The Poem Is You › Re: The Poem Is You
Artist: The Poem Is You
Album: TPIY
Label: K and F Records
Release: 14.08.2009
Medium: Album
Genre: Indie-Pop Diesen Artikel ausdrucken
Autor: dieChris
http://www.whiskey-soda.de/review.php?id=23764
Mit ‚TPIY‘ legen The Poem Is You aus Berlin-Brüssel-Dresden nach gerade einmal einem Jahr ihren Zweitling vor. War das Debut ‚The Promised South‘ noch mehr oder weniger freiwillig-augenzwinkernd ins Country-Korsett gepresst und die Band in die passende Hippie-Barfuß-Devandra Banhart-Schublade gepackt, wird mit ‚TPIY‘ eine totale Kehrtwende vollführt.
Wer beim Opener ‚On‘ vermutet, versehentlich die Sendersuchfunktion seines alten Transistorradios touchiert zu haben, kann sich beruhigen. Die Stör- und Rauschgeräusche gehören so. Auch wenn es irritiert und in den Ohren weh tut. Und ganz gewiss nicht auf den treibenden, beatlastigen Einstieg von ‚Hostages‘ vorbereitet. Und plötzlich ertappt man sich dabei, in Gedanken ‚dadadadadada Bonanzaaaaa!‘ zu summen. Doch wieder Country? Nein. Discobeats, galoppierende Rhythmen, tolle Melodien, mal weiblicher, mal männlicher Gesang, Elektro, Pop. Und das alles aus einem Guss, in den Ohren zergehend wie ein Werthers Echtes auf der Zunge, dabei so lockerleicht, dass es in Milch schwimmen könnte, wäre es ein einschlägig bekannter Schokoriegel. Naja, ein bißchen Hippiefeeling muss wohl doch sein, ‚Irene Part II‘ würde sich gut bei langhaarigen, luftig gewandeten Menschen mit Bändern im Haar am Lagerfeuer machen. Dann aber doch wieder ein bißchen Elektrogefrickel, Coolness mit einem Hauch Heimeligkeit bei ‚M.A.M.A.‘. Nicht auf der Stelle treten, das scheint die Devise von The Poem Is You zu sein. Und um dem Ganzen den letzten Schliff zu geben, endet das Album mit dem Track ‚Off‘. Ein bißchen Fiepen während der letzten 30 Sekunden muss dann doch sein.
‚TPIY‘ ist ein fulminantes Album, so abwechslungsreich, dass man manchmal fast außer Atem kommt, so schnell wird man in neue musikalische Situationen geschmissen. Und es zeigt, wie variabel eine Band sein kann, die sich alle Optionen offen hält und sich nicht in eine Schublade pressen lässt, sondern mit Klischees kokettiert. Was uns da wohl beim dritten Album erwartet? Chanson? Grunge? Thrash Metal? Wir lassen uns überraschen.
--