Re: The Poem Is You

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masureneagle

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CD Kritik: TPIY von The Poem Is You

Von Jochen Overbeck 21. Aug 2009, 07:57

Na so was. Da wird einem erst eine Din-A4-Seite lang kommuniziert, dass The Poem Is You keine Hippies seien. Und dann skandieren die in ‚Hostages‘ ein hübsch verträumtes ‚Let’s Gather Round The Sun‘, und zwar minutenlang. Aber tatsächlich ist es so, dass der Eindruck täuscht. Die junge Band zelebriert auf ihrem zweiten Album einen ebenso eklektischen wie vielseitigen Mix aus Country, Indierock, leicht widerborstigen Spielereien am Elektro-Modulator und Blue Eyed Soul.

Berlin, Brüssel, Dresden – The Poem Is You haben diverse Heimstätten. Vielleicht passt die Rastlosigkeit, die traditionell den guten Countrysong ausmacht, deshalb so gut zu ihnen. In ‚M.A.M.A.‘ etwa klagen sie verbittert gegen jede Bevormundung – und stellen sich so in einen hübschen Gegensatz zu Waylon Jennings, der seinerzeit die Mütter bekanntlich dazu aufrief, ihre Kids doch Anwälte oder Ärzte werden zu lassen. Doch statt der Slidegitarre gibt’s hier leichtes Sperrgut irgendwo zwischen Beat, New Wave und Rock. An anderer Stelle stößt Kraut-beeinflusste Elektronik auf feinste Frauenstimme und lässt plötzlich an die ewig unterschätzten Hamburg-Visionäre von Stella denken. Was klar sein dürfte: Wo das Debüt ‚The Promised South‘ noch ein hübsch durchdesignter Cowboy-Themenpark war, ist die Klammer auf ‚TPIY‘ eher in einer gewissen ‚Alles darf‘-Grundstimmung zu finden, die sich allerdings oft Richtung Traditionalismus öffnet, etwa im feinen ‚Wherever You May Go‘. Da denkt man dann doch wieder sehr intensiv an Momente am Lagerfeuer.

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