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Otis, damit der Thread in Ruhe versacken kann:
1. Ich war damals jung und pubertär und fand erst mal alles recht interessant, was laute Gitarren aufweisen konnte und irgendwie provokativ war (wie ich bereits oben ausführlicher schrieb), ich fand zunächst aber einfach einige Songs recht catchy. (Dass Du das damals in fortgeschrittenem Reifegrad und mit ganz anders gelagertem musikalischen Background nur höchst kritisch und ablehnend betrachten konntest, liegt ja auf der Hand.)
2. Zu dieser Zeit hattes sich die Band schon seit einigen Jahren medienwirksam von ihrer Vergangenheit distanziert und ich fand das damals durchaus glaubhaft, sonst hätte ich die Band sicherlich nicht angehört und auch kaum Gefallen an manchen Songs gefunden. Bands, die aktiv mit der rechten Szene sympathisierten, habe ich nie gehört, sie haben mich (natürlich auch damals) nur abgestoßen.
3. Ich selbst kenne keine Platte und keinen einzigen Song von der Band, der in irgendeiner Weise rechtsradikale oder ausländerfeindliche Botschaften beinhaltete. Das gab es zu ihren Gründerzeiten, ich konnte damals aber keinen Grund ersehen, weshalb man einer Band nicht zugestehen konnte, zum Positiven geläutert zu sein. Zu meiner Zeit, als das schwarz/weiße Doppel-Album gerade erschien, ging es in ihren Songs um Welterkundung, Walgesänge, um’s F**ken, hauptsächlich Straßen-, Outsider- und Loser-Romantik; ein Song wie „Deutschland im Herbst“ war recht eindeutig gegen Rechts zu deuten. Sie schmissen Skinheads aus ihren Konzertsälen, hatten mittlerweile lange Haare und wurden zu Biolek eingeladen, als Beispiel für Rehabilation, Einsicht und Abkehr! Man nahm sie, wie Bullitt auch schrieb, allenfalls als unpolitische Band mit dummen Jugendsünden wahr.
4. Musikalisch sind die Onkelz so ungefähr dem Genre dreckiger Straßenpunk/Hard Rock (Oi ist davon musikalisch schwer abzugrenzen) zuzuordnen und sehr nahe zB an den frühen Toten Hosen, inhaltlich nicht sehr viel tiefer im Niveau (wenn auch natürlich nicht so akzeptiert und politisch korrekt), ziemlich eingängiges Songwriting zumal.
5. Ich war mir später, nachdem ich mich für die Musik schon lange nicht mehr interessierte, nicht mehr so sicher, dass sie es wirklich konsequent ernst meinten mit ihrer Distanzierung, kann darüber aber auch nur schwer urteilen, zumal die Aufarbeitungen in den Medien meist recht einseitig oder uninformiert waren. Insofern schien die Kultivierung ihrer Opferrolle sogar in gewisser Weise schlüssig. Ihre Homepage, auf der sie ihre Geschichte sehr offen darstellen, finde ich da aber recht informativ und gar vorbildlich.
Enough said.
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I like to move it, move it Ya like to (move it)