Re: Freejazz

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flatted-fifth
Moderator

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Free Jazz, in mancher Munde ein Unwort, in manchen Ohren aber ein Wunder. Ambivalent ist diese Musik für mich, einerseits kann sie mich begeistern wie keine andere Musik, anderseits kann sie mich zur Verzweiflung treiben – wie geschehen vor zwei Wochen bei einem Livekonzert von Alexander von Schlippenbach. Freie Improvisation funktioniert bei mir nicht live, das konnte mir Peter Brötzmann schon letztes Jahr bestätigen. Zuhause aber entfaltet Free Jazz bei mir dann seine ganze positive Kraft. Ornette Coleman, Archie Shepp, Pharoah Sanders, Eric Dolphy und natürlich John Coltrane geben sich bei mir oft die Klinke in die Hand, gelegentlich schaut noch ein später Charles Mingus mit seinen Prä-Free Jazz-Experimenten vorbei. Albert Ayler hat es bisher noch nicht geschafft vorbeizukommen, aber das kann ja noch werden. All diese Künstler verstehen es in passenden Momenten mir ein musikalisches Universum zu zeigen, welches so weit draußen liegt und so unglaublich groß ist. Free Jazz, das sei Kopfmusik, wird immer gerne behauptet. Doch wenn man sich auf diese Musik einmal eingelassen hat, kann man ganz viel Glück empfinden – das Glück, dass diese Welt so vielfältig ist. Und dieses Glück finde ich gerade in der jetzigen Zeit der globalen Normierung für ungeheuer wichtig.

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You can't fool the flat man!