Re: Freejazz

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Schöner Beitrag, Nail. Es stimmt natürlich schon, dass man, um die Sache in vollstem Umfang genießen zu können, erstmal die Grundpfeiler des Jazz-Genres abklappern sollte. Allein schon bei John Coltrane ist da ja bereits eine ungeheuer vielseitige und permanent fließende Entwicklung innerhalb seines eigenen Werks zu verfolgen (von den frühen Atlantic Sachen bis zu den sehr spirituellen, freien Impulse! Aufnahmen ist es dann ja doch eine ganz erhebliche Grätsche), die sich einem beim eventuell willkürlichen Herauspicken irgendeines seiner Alben sicherlich weit weniger erschließen und weit weniger Freude und Genuss bereiten, als wenn man sich bspw. chronologisch vorwärtshört (man muss sich nur mal die zahlreichen Live-Improvisationen des Klassikers „My favourite Things“ anhören und wie Coltrane dieses Stück im Laufe seiner Karriere immer weiter ausbaute, immer weiter verfeinerte und in immer höhere spirituelle Bahnen lenkte). Wobei diese Alben selbstredend natürlich auch für sich ganz alleine bestehen, keine Frage.

@Keksofen: „Ascension“ darf unbedingt zum Freejazz gezählt werden. Wie so vieles andere vom späten „kosmischen“ Coltrane, dessen Aufnahmen für Impulse! ganz entschieden von den radikalen und innovativen Freejazz Aufbrüchen eines Ornette Coleman oder Albert Ayler beeinflusst und geprägt waren.
Sanders selber hat immer mal wieder sehr freie Improvisationen auf seinen Alben ein- und untergebracht (auf „Thembi“ bspw. das spirituelle „Red, Black and Green“, auf „Karma“ vor allem das frenetische „Colors“). Sein bestes und vermutlich am ehesten komplett dem Freejazz verpflichtetes Album bleibt für mich allerdings „Black Unity“. Ein ca. 38 minütiges Stück mit sehr unkonventionellem Line-up eingespielt: 3 (!) Schlagzeuger, 2 gleichberechtigte Tenor-Saxophonisten, 2 gleichberechtigte Bassisten (u.a. Stanley Clarke), verschiedene Congaspieler etc. Beginnt recht verhalten, steigert sich dann aber alsbald in einen völlig ekstatischen Taumel aus freiem Spiel mit Worldmusik-Anleihen, Gospel usw. usf. Irre!

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