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pinch
Aber nun ist es ja leider eher so, dass „Freejazz“, ganz vorsichtig ausgedrückt, einen ähh… doch immer noch leicht ungesunden Ruf bei den meisten Musikfreunden genießt. Die beliebten Vorurteile speisen sich dabei in der Regel aus schnell hergeleiteten und schulterzuckend-gleichgültigen Argumentationen: das sei ja gar keine Musik, das klinge ja nun weissgott scheußlich, Katzenmusik im äußersten Falle, etwas, was man ganz automatisch nicht mögen kann und womit man höchstens jemanden fürchterlich erschreckt. Musik für Stubenhocker, Außenseiter, Pausenclowns, Gestörte…Hat man sich als (Jazz-)hörer aber erstmal von allem unnützen Ballast befreit, sich hingehockt und sich diese Musik losgelöst angehört bzw. Live angesehen, steht man im besten Falle recht schnell in Flammen.
Tja, was soll ich nach diesem umfassenden Beitrag noch viel schreiben? Vielleicht das: Wer nicht von frühster Kindheit an in einem musikalisch außerordentlich innovativen Elternhaus aufwuchs, wird sich Freejazz (oder avantgarde jazz) erarbeiten müssen. Ich bin so eine Person.
Heutzutage stößt ja schon Jazz auf vehemente Ablehnung bei bestimmten Personen und Freejazz wird oft als Paradebeispiel der Musik verkauft, die man nicht ertragen bzw. hören könne. Insbesondere der Freejazz der 1950er und 1960er ist lange nicht so extrem, das man ihn nicht nach einiger Zeit genießen könnte. Außerdem bietet er Klangerfahrungen in Bezug auf Dynamik, Energie und schiere Exstase, die andere Musik nicht bieten kann. Wer einsteigen will, sollte vielleicht sich chronologisch durch das Werk von Ornette Coleman, John Coltrane oder Albert Ayler arbeiten. Am Anfang ist alles noch vergleichsweise konventionell und später wird es dann abgefahrener und wilder!
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.