Re: Dälek – Abandoned Language

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@nail:
„Abandoned Language“ kann man sich aus zwei Richtungen nähern.
Aus der elektronischen ( Industrial, Ambient, Noise) und natürlich von der Hip-Hop Seite, am besten aus beiden gleichermaßen.
Wie hipecap richtig anmerkt, eine „Vorliebe für hypnotische Soundscapes ist wahrscheinlich schon von Nöten“.

nail75Stimmen und Instrumente treten aus dem Mix hervor und verschwinden dann wieder, ohne wirklichen Eindruck zu hinterlassen.

Mit Deiner Wahrnehmung stehst Du bei weitem nicht alleine, bei Freunden oder auch hier im Forum (ich hatte einen Track von Christian Fennesz auf einem Tauschzirkel-Beitrag) habe ich ähnliche Reaktionen schon häufiger erlebt.

In finde bei den Klangtüftlern gerade in den letzten Jahren mit die interessanteste, abenteuerlichste und intensivste Musik. Mit der Beschäftigung entwickelt sich auch ein Gehör für diese Musik, dann tauchen aus der vermeintlich diffusen und beliebig wirkenden Musikmasse Strukturen und Melodiefetzen auf, die sich festsetzen.

Go1

PRO: Abandoned Language ist wirklich gut produziert, hat ein interessantes Klangbild; es gibt viel zu hören und die Texturen sind attraktiv für meine Ohren. Atmosphärisch ist das Album sehr stark; die elf Tracks fügen sich zu einem stimmungsvollen, angenehm düsteren Ganzen. Es handelt sich, soweit ich das beurteilen kann, um einen individuellen, eigenständigen Entwurf von HipHop.

CONTRA: MC Dälek ist nicht schlecht, aber sicher nicht der beste Rapper (die angesprochene Monotonie); die Drums klingen oft schwachbrüstig, blutleer; das Titelstück zieht sich arg in die Länge; es gibt nicht genug individuelle Highlights; memorable „hooks“ sind rar.

PRO unterschreibe ich voll und ganz.

Zu Deinen Einwänden: Die Drums sind bewusst so produziert. Die Snare klingt schlapp und ist, ähnlich wie die Vocals, oft auch im Songverlauf in den Hintergrund gemischt. Spieltechnische Variationen sind ja auch so gut wie nicht vorhanden. Ein Stilmittel, um die hypnotische Atmosphäre zu erzeugen.
MC Dälek mag ich sogar sehr. Abwechslungsreich ist er sicher nicht, muss ein Rapper oder ein Sänger für mich aber auch nicht unbedingt sein.

Zu wenigs Hook oder Highlights?
Die von Dir genannten Stücke sind anfangs die prägnantesten Tracks, „Isolated Stare“ und „Lynch“ würde ich noch dazu zählen. Der Rest erschließt sich mit der Zeit, auch die zäheren Tracks, z.B. das Titelstück.

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