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BaldJeanDie „Single-These“ ist interessant, aber meines Erachtens purer Nonsense; ich persönlich glaube nicht, dass es für die musikalische Beurteilung oder den Werdegang einer Band eine Rolle spielt, ob sie zuerst eine SIngle oder zuerst ein Album veröffentlicht haben. Mir persönlich gefällt allerdings die „Singles“- Attitüde überhaupt nicht; Singles sind von ihrer Natur her dazu bestimmt, in den Charts zu landen, und der Geschmack der Masse ist selten gut (mit wenigen Ausnahmen). Daher müssen Singles, wenn sie überhaupt einen Sinn machen sollen, zwangsläufig musikalisch eher durchschnittliches Material beinhalten. Ausnahmen bestätigen sicherlich die Regel, aber es ist dennoch eine Regel.
Das mag vielleicht für die CD-Ära ab Mitte der 1980er Jahre halbwegs stimmen. Und auch nur dann, wenn man von einem Singlebegriff ausgeht, der nichts oder kaum etwas anderes als die üblichen Mainsstreamcharts der massenkompatiblen Musik beinhaltet.
Insbesondere einen Vinylisten wirst Du mit dieser These höchstens zur Verwunderung oder fast schon zur Verzweiflung bringen.
Ich denke, man sollte zumindest versuchen, dies im Kontext der Geschichte der Single zu sehen. Es gab vor vielen vielen Jahren Zeiten, in denen die (Vinyl)single ein wirklich eigenständiges Format darstellte. Es gab sogar tsächlich noch eine Art von frühem Formatkrieg zwischen Singles und Alben (Langspielplatten). Ca. Anfang der 1950er Jahre wurde teils versucht, mehrere Singles quasi gebunden in einem „Album“ zu verkaufen bzw. zu vermarkten. Könnte man mit etwas gutem Willen als Vorläufer heutiger „EPs“ bezeichnen.
Und bis weit in die 1970er Jahre hinein wurden teilweise Songs auf Single veröffentlicht, die nie den Weg auf eine Langspielplatte fanden.
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[kicks sagt:] ( schon alleine dass da keine Nüsse drin sind zeigt dass es ein allgemeiner check is )