Re: Amy Macdonald – This is The Life

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djrso
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Amy MacDonald aus Glasgow hatte Ihren Werdegang durchaus anders geplant, denn eigentlich strebte sie zunächst eine Laufbahn als Sozialwissenschaftlerin an. Erste Anzeichen, dass auch eine Musikerkarriere im Bereich des Möglichen lag, zeigten sich, als sie mit zwölf Jahren das Gitarrespiel autodidaktisch erlernte. Mit 15 absolvierte sie, unterstützt durch die junge und talentierte Musiker fördernde Organisation „Impact Arts“, erste Auftritte in und um Glasgow, bei denen sie bereits überwiegend eigenes Material aufführte. Den Entschluss, schließlich professionell ins Musikgeschäft einzusteigen, fasste Amy MacDonald eigenem Bekunden nach im Anschluss an ein offenbar sehr eindrucksvolles Konzert der Babyshambles in Glasgow. Deren Frontmann Pete Doherty ist auch Gegenstand des Songs „Poison Prince“ vom Debüt-Album der Sängerin und Gitarristin.

Das abgegriffen, vergilbt und gebraucht wirkende Artwork des Albums trügt. „This Is The Life“ der zwanzigjährigen Schottin ist frischer, fein geschliffener Gitarrenpop mit leicht countryesker Einfärbung. Zudem weist die Platte kaum Ecken und Kanten nennenswerten Ausmaßes auf, und wirkt dadurch sehr eingängig, ohne anstrengende Momente. Dabei rückt sie, trotz der ihr innewohnenden musikalischen Leichtigkeit nicht in die Nähe von Beliebigkeit, sondern versprüht genau die Menge an hervorhebendem Eigenwillen und Charakter, die das Werk zu etwas Bemerkenswerten machen.

Der bereits erwähnte, durch Akustikgitarren getragene Grundsound mittleren Tempos wird, je nach Konzeption des jeweiligen Songs, durch stimmungsvolle Streicher und Bläser sowie wohlgesetzte Keyboard- und Orgelflächen ergänzt. Hier und da darf eine elektrische Gitarre auch einmal etwas härter klingen, solche Augenblicke bleiben indes eher selten.

Thematisch verströmen die von Amy MacDonald selbst verfassten Songs durchweg eine gute Portion bittersüßer Melancholie, wirken aber keineswegs zu negativ beladen oder gar depressiv. Sie konterkarieren auf gekonnte Weise die Leichtigkeit der musikalischen Umsetzung und setzen so interessante Akzente. Einen weiteren Akzent, allerdings im wörtlichen Sinne, bildet der Gesangsvortrag der jungen Schottin. Die charmante Art, wie sie manche Worte artikuliert, kann jedenfalls ihre Herkunft nicht verheimlichen.

Stimmlich liefert Amy MacDonald fast durchgängig eine überzeugende, angenehm sanfte und dennoch ausdrucksstarke Vorstellung ab. Besonders reizvoll erscheinen die Stücke, in den sie mit sich selbst im Duett singt. Einzig in höheren Lagen und druckvolleren Passagen wirkt die Sängerin geringfügig angestrengt, was den Songs ein ganz leicht aufgerautes Flair verpasst. Dies fällt jedoch nicht negativ ins Gewicht, sondern verleiht den Stücken im Gegenteil einen weiteren positive Aspekt von Eigenständigkeit und Charakter.

Insgesamt lassen sich auf diesem Album, das auch bei kritischer Betrachtungsweise keinen richtig schlechten Song aufweist, folgende Stücke als besonders hörenswert hervorheben: „Mr. Rock & Roll“, der Titlesong, „Prince Poison“, „Let’s Start A Band“, „A Wish For Something More“ und das die Platte beendende „Footballer’s Wife“. Abschließend ergibt sich nicht nur durch diese Glanzlichter eine Gesamtwertung von ****.

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Doe maar gewoon... dan doe je al gek genoeg!