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atom Ansonsten kann ich kramers Unmut im Kern verstehen, wenn Kai Bargmann als Musikjournalist und selbsternannter Analyst bei vielen Künstlern das sehr wichtige Frühwerk immer wieder ignoriert.
Ich bin nicht nur kein Nostalgiker, sondern auch kein Historiker, und drittens auch nicht von Sammelwut befallen, also kein Komplettist. Ich höre gern Musik, und bilde mir nach erfolgtem Hörgenuß ein Urteil, das ich hier öffentlich mache, dies im Übrigen privat. Wir sind hier nicht im Wissenschaftsseminar, und ich arbeite hier nicht.
Ich tue das aus reinem Vergnügen, ohne die Verbissenheit oder Selbstherrlichkeit, die hier manche an den Tage legen. Sich als Analyst zu bezeichnen, könnte etwas mit Selbstironie zu tun haben, aber soweit zu denken, ist wohl von Leuten, die zum Lachen in den Keller gehen, nicht zu erwarten. (Damit meine ich nicht Dich, atom, sondern die, die hier den heiligen Musikkrieg führen.)
In meinen Besternungen kommen persönliche Präferenzen zum Ausdruck, die nicht im geringsten den Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben, sondern als Teil eines Meinungsbildes zu verstehen sind, die in pipe-bowls Zusammenfassungen Sinn und Aussagekraft erhalten.
Ein Kunstwerk sollte stets für sich selbst sprechen. Jedes Album kann wie jedes Buch und jeder Film für sich beurteilt werden. Vor diesem Hintergrund ist die gesamte „Frühwerkdebatte” für mich hinfällig.
Dennoch ein Wort zu dem offenbar vorherrschenden Berufsbild hier: Für einen Journalisten ist in der Praxis viel entscheidender, eine gute und rasche Beobachtungsgabe zu haben, Eindrücke in Worte fassen zu können und zu einem richtigen Urteil zu kommen; richtig definiert als die Fähigkeit, in Worte zu fassen, was viele Menschen empfinden. Das schließt auch die Fähigkeit zum „Common Sense” ein, die hier bei einigen auch bedenklich unterentwickelt ist. Dazu braucht er Organisationstalent, Kommunikationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Ausdauer, Flexibilität, und, richtig, die vielzitierte flotte Schreibe, die auch unter Zeitdruck funktioniert – all das ist wichtiger als die Kenntnis irgendwelcher „wichtiger” Frühwerke. (die sicher nicht schadet, aber geringere Priorität hat.)
Zuletzt habe ich kramer bzgl. R.E.M.s „Chronic Town” gezeigt, dass seine Schilderungen vielfach auf Vermutungen und Wunschdenken beruhen, mit der Wirklichkeit aber wenig zu tun haben. Warum er infolge dessen sich trotzdem alleinige Deutungshohigkeit zuschreibt, bleibt bis auf weiteres sein Geheimnis. Den Nachweis hat er an keiner Stelle erbracht.
Wenn kramer etwaige Kritik nicht ständig unverschämt, mit Schaum vorm Mund und in persönlich verunglimpfender Form äußerte, gäbe ich ihm womöglich auch eine Antwort. So aber in keinem Fall. Warum eine andere Meinung mit Unkenntnis oder Ignoranz gleichgesetzt und mit großer Heftigkeit diffamiert wird, bleibt unklar; die Schwarz-Weiß-Denke ist in jedem Fall bedenklich. Leider ist er Moderator – so kann ich ihn und seine kindische Rechthaberei nicht mal auf die Ignore-Liste setzen, was ich sonst ohne Zögern und Bedauern täte.
atomIch kann dir nicht sagen, warum du dich mit dem Frühwerk von The Damned und besonders mit den ersten fünf Singles beschäftigen solltest, wenn du mit UK-Punk wenig anfangen kannst.
Dass The Damned in der Frühzeit ein paar gute Singles gemacht haben, sagte ich bereits. Dass hier der Albenthread ist, wurde auch schon gesagt.
atomVon einem Musikjournalisten und Analysten erwarte ich eine solche Auseinandersetzung aber schon, da ansonsten die Relationen innerhalb einer Diskographie verloren gehen.
Meine Besternung von „Anything” unterscheidet sich um einen halben Stern von der pinchs, der das Frühwerk kennt. Ich wüsste nicht, wo da die Relation in der Bewertung verloren gegangen ist, sondern sehe mich eher in meiner Urteilsfähigkeit bestätigt.
:bis_bald:
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„Weniger, aber besser.“ D. Rams