Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Adaption fremder Musikstile oder: "Können Deutsche auch Country"? › Re: Adaption fremder Musikstile oder: "Können Deutsche auch Country"?
nail75“Belonging“ von Keith Jarrett gehört zu den zentralen Werken in seinem ausladenden Kanon und ist in Europa mit europäischen Musikern entstanden. Gleiches gilt für Coleman Hawkins, der einige seiner besten und wichtigsten Aufnahmen in Europa in den 1930ern mit europäischen Musikern gemacht hat. Es gibt – wie gesagt- zahlreiche weitere Beispiele wie Dexter Gordon. Deine These kann somit – meiner Ansicht nach – als widerlegt gelten.
Wie Du Dir inzwischen ja denken kannst, spielt Jarrett in meinem Jazz-Kosmos keine Rolle. Besagte Hawkins-Aufnahmen kenne ich leider tatsächlich noch nicht, einige von Gordons europäischen Einspielungen aber doch. Und ich muss mich wiederholen, verglichen mit seinen Dial-Sessions oder Blue Note-LPs ist das zweitrangig.
nail75
Niemand, der sich ernsthaft mit Jazz beschäftigt hat, kann glauben, dass nach Coltranes Tod nichts mehr „Ernsthaftes“ im Jazz passiert sei. Diese Meinung kann nur – und das gibst Du ja auch zu – ein Dogma sein. Damit würde man ja auch allen amerikanischen Jazz der 1970er bis zur Gegenwart in völliger Verkennung der Realität herabsetzen.
Auch amerikanischer Jazz der 70er interessiert mich kaum, höchstens in Aufrechterhaltung/lebendiger Weiterführung bestimmter Spielarten (Bop, Hardbop, Swing etc.).
nail75
Vielleicht hat jemand von Euch mal ein Album europäischer Jazzmusiker gehört und es für schlecht befunden.
Sehr gut! „Vielleicht“? „Mal ein Album“? Das glaubst Du nicht wirklich, oder? Oder übersehe ich die Ironie?
Ich kenne mich da sicher nicht so gut aus wie Du offensichtlich, zumal ich auch irgendwann das Interesse daran verloren habe, aber diese Unterstellung halte ich doch für anmaßend.
nail75
Für wahrscheinlicher halte ich, dass Ihr WDs diesbezügliche Meinung relativ unkritisch übernommen habt oder in Analogie seiner bekannten Auffassungen zu deutscher Popmusik eine entsprechende Meinung gebildet habt.
Das ist allerdings nicht nur anmaßend, sondern beleidigend. Du kennst mich nicht, daher kannst Du es nicht wissen: Ich habe mich intensiv mit Jazz beschäftigt, bevor ich das Forum kannte, in einer Zeit, als mir der Rolling Stone total egal war. Und dass Wolfgang Doebeling Jazz hört und liebt, habe ich erst erfahren, als ich begann „Roots“ zu hören, parallel zu meinem Einstieg ins Forum.
Dass es sehr deutliche Parallelen in meiner, atoms und kramers Jazz-Wahrnehmung gibt, liegt sicher daran, dass wir uns so extrem viel ausgetauscht haben. kramer, der ja noch Jazz-Novize war, als wir uns kennenlernten, konnte ich meine Meinung relativ leicht aufprägen, bei atom, den ich wirklich für einen Experten bzgl. europäischen Jazz halte (er kennt Sachen, die will ich gar nicht kennen!), ist es mir sogar tatsächlich gelungen, ihm den ganzen Euro-Jazz auszureden. Toll.
--
God told me to do it.