Re: Adaption fremder Musikstile oder: "Können Deutsche auch Country"?

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sonic-juice
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Hm, interessante Koinzidenz, dass der DJ gerade in dem Moment eine anonymisierte PN-Anfrage zu Achim Reichel beantwortet, wo ich hier sage, Reichel hätte durchaus das Potenzial, mal eine gute deutschsprachige traditionsbewusste (Volksmusik/Country/whatever) Platte aufzunehmen. Eine bewusst vorsichtige Aussage. „Potenzial“ meint: wenn mal Material und Arrangements stimmen würden – was bisher nach meiner nur sehr kursorischen Werkskenntnis nicht der Fall war (die Liveplatte „Große Freiheit“ finde ich von den Arrangements ganz okay, die Songqualität hingegen stark schwankend). Seine Stimme indes mag ich, und Reichel ist ein unabhängiger, querdenkender Musiker, der weder dem Schlagersegment noch klassischem Deutschrock zuzuordnen ist – und er ist ein „Storyteller“ (ich halte „Der Spieler“ zB für einen wirklich gelungenen deutschsprachigen Track), der m.E. Liedgut angemessen interpretieren könnte, wenn er sich mal unter guter Produzentenhand auf zurückgenommene akustische Arrangements verlassen würde. Ich gebe aber zu, das sind alles theoretische Überlegungen mit geringer Realisierungschance.

Ich bleibe im übrigen bei meiner Wahrnehmung, dass deutscher „Country“ am besten über einen Bezug zur deutschen Volksmusik funktionieren kann, wenn er eine ähnliche Stimmung transportieren will wie die US-Vorlage. D.h. man könnte im besten Fall deutsch bzw. regional verwurzelte (Volks-)Musik mit Country-Stilistik anreichern. In Bayern und Österreich scheint mir das noch am naheliegendsten, da dort ohnehin barrierefreier volksmusikalische Elemente in die Rock/Popmusik überführt werden – Reichel markiert im Norddeutschen ja eher eine Ausnahme. Also: von v. Goisern, Ostbahn Kurti (der hat übrigens mal „6 Days On The Road“ gecovert), Ambros oder Ringsgwandl könnte ich mir schon countryifizierte Songs in deutscher Sprache vorstellen, die gut funtionieren. Ambros und Ringsgwandl haben auch Dylan ganz gut adaptiert, warum also nicht Cash?

Ach ja (auch wenn ich meine obige These damit einschränke): Als Element Of Crime noch englisch sangen (The Ballad Of Jimmy & Johnny), haben sie übrigens auch schon sehr präsent Countryelemente verwendet. Von denen könnte ich mir auch eine gute countryfizierte Platte vorstellen (selbst wenn sie nicht in deutscher Volksmusik gründet). Kenne deren deutsche Alben zu wenig, um zu sagen, ob sie das noch weitergeführt haben.

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