Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Adaption fremder Musikstile oder: "Können Deutsche auch Country"? › Re: Adaption fremder Musikstile oder: "Können Deutsche auch Country"?
nail75Niemand, der sich ernsthaft mit Jazz beschäftigt hat, kann glauben, dass nach Coltranes Tod nichts mehr „Ernsthaftes“ im Jazz passiert sei. Diese Meinung kann nur – und das gibst Du ja auch zu – ein Dogma sein. Damit würde man ja auch allen amerikanischen Jazz der 1970er bis zur Gegenwart in völliger Verkennung der Realität herabsetzen.
Für mich gibt es nach 1967 keinen Künstler, der etwas ähnlich relevantes und bahnbrechendes für den Jazz geschaffen hat, wie es beispielsweise Duke Ellington, Fletcher Henderson, Charlie Parker, Thelonious Monk oder John Coltrane geschaffen haben, unabhängig aus welchem Kontinent oder Bundesstaat sie kommen. Das trifft für mich auch auf den amerikanischen Jazz (und was als Jazz verkauft wird) nach 1970 zu. Mir fallen zwar einige gute Platten nach 1970 und auch einige tolle Konzerte, die ich in den letzten 15 Jahren gesehen habe ein aber alles in allem ist das für mich nicht annähernd vergleichbar mit dem, was im Jazz bis 1967 stattgefunden hat. Dafür hat es einfach nicht mehr die Relevanz.
nail75Vielleicht hat jemand von Euch mal ein Album europäischer Jazzmusiker gehört und es für schlecht befunden. Für wahrscheinlicher halte ich, dass Ihr WDs diesbezügliche Meinung relativ unkritisch übernommen habt oder in Analogie seiner bekannten Auffassungen zu deutscher Popmusik eine entsprechende Meinung gebildet habt. Das ist sowieso ein Jammer: Ihr seid alle intelligente Menschen und doch decken sich Eure Meinungen (mit sehr wenigen Ausnahmen) mit denen von WD fast vollständig. Ich habe nun auch sehr viele Freunde, mit denen ich mich über Musik austausche, beileibe nicht nur im Forum und wir haben oft gänzlich unterschiedliche Meinungen über bestimmte Künstler, Alben und Entwicklungen. Leider ist WD ein Mensch, der eine sehr ideologisch aufgeladene Meinung von Musik hat. Das ist sehr bedauerlich. Umso unnötiger ist es, sie einfach nachzubeten. Oder ist es etwa ein Zufall, dass Eure Meinungen grundlegend deckungsgleich sind?
Meine Meinung und meinen Standpunkt zum Jazz nach 1967 konnte ich mir im Übrigen auch ohne Wolfgang Doebeling durch eine sehr intensive und lange Beschäftigung mit der Materie bilden. Dafür verlasse ich mich nicht auf das punktuelle Hören einzelner europäischer Alben sondern auf meine ausführliche Auseinandersetzung mit dieser Thematik.
nail75@Atom: Ich finde eine interessante Diskussion rechtfertigt das Ignorieren von Thread-Überschriften!
Durchaus, aber für ein späteres Nachlesen könnte es Probleme beim Wiederfinden geben.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...