Startseite › Foren › Abt. „Nebenwelten mit Gehalt“ › Meet & Greet › Come together › Der Dialekt-Thread › Re: Der Dialekt-Thread
Demon“Westlich“ – schönes Stichwort! Westlich von Preußen war Holland. 100 Jahre vor der Reichsgründung (ca.) waren z.B. Emden oder Kleve schon preußisch.
Kleve sogar seit 1614!
http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BClich-Klevischer_Erbfolgestreit
– Die Voraussetzungen für den Niedergang der Dialekte waren in Preußen
früher gegeben als anderswo in Deutschland.– Insbesondere die Führungsschicht (auch die kulturelle) in Preußen hat
den Dialekt eher aufgegeben als die Elite in anderen deutschen Ländern.– Dialekt zu sprechen begann früher als anderswo den Geruch von
Provinzialität wenn nicht gar mangelnder Bildung anzunehmen. Solange
es aber wenigstens einer der vielen in Preußen gesprochenen Dialekte
war, war es andererseits immer weniger ein Anzeichen für Fremdheit.
Ich muss ehrlich gestehen, diese These ist sehr interessant. Ich habe mir diese Frage noch nie gestellt und kann auch nicht sagen, ob sie stimmt oder nicht.
Zunächst müsste man klären, ob in Preußen Dialekt tatsächlich mit mangelnder Bildung gleichgesetzt wurde (da bin ich mir gar nicht sicher, kennst Du entsprechende Literatur) und ob es ein staatliches Dialektverdrängungsprogramm in Preußen gab. Das ist mir unbekannt. Wenn es stimmt, dann würde mich interessieren, ab wann und wo.
Umgekehrt ist festzustellen:
In den ethnisch homogerener „süddeutschen“ Ländern Sachsen, Bayern,
Württemberg und Baden konnte der Dialekt länger gepflegt werden und
sogar als Zeichen nationaler Identität dienen.
„National“ sicher nicht, sagen wir regional. Die Religion spielt natürlich auch eine Rolle, gerade in Bayern.
Was Sachsen, Bayern (ohne die Rheinpfalz!) und Württemberg angeht, so hast Du Recht, Baden gehört nicht in diese Liste, das badische Staatsbewusstsein ist immer (also ab 1803/1815) außerordentlich schwach, da regionale Sonderidentitäten fortbestehen, teilweise bis heute (kein echter Mannheimer oder Heidelberger betrachtet sich als Badener, man ist Kurpfälzer, ähnliche Sonderidentitäten gibt es in „Südbaden“, ehem. Vorderösterreich, daher katholisch im Gegensatz zum protestantischen Baden.)
Letzteres sogar noch über die Reichsgründung hinaus, zur bewussten Abgrenzung gegen das „übermächtige“ Preußen (das 1870 immerhin allein 60% der Bevölkerung umfasste).
Es gab sicherlich diese Abgrenzung gegen Preußen, vor allem in Württemberg und Bayern. Teilweise ist es auch das einzige, auf das man sich einigen kann (Franken/Altbayern, Altwürttemberg/Neuwürttemberg).
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.