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Fruchtfliege Aber man wird wohl kaum bestreiten können, dass es dann nicht doch auch eine bestimmte Haltung ist / war
Natürlich! Sinngemässes führte ich ansatzweise ja bereits in meinen „Indie“-Ausführungen an.
Es gab diesen Drang nach Abgrenzung, eine kollektive und nicht mal diffuse „wir können das auch, gemeinsam sind wir stark“-Philosophie, die sich sicherlich auch auf den „Indie“-Konsumenten ausweitete – und dessen Hörgewohnheiten prägte. Die Werbeanzeigen der „Indie“-Labels in den frühen Achtzigern lasen sich nicht selten (beinahe) wie Kriegserklärungen. Diverse Sampler besassen sowohl deftige, allerdings auch nicht so ganz gelungene Titel („Battle of the Independents“ – sic!). Auf alle Fälle wurde nicht selten auch auf des „gute Gewissen“ der „Indie“-Gemeinde appelliert (ein Werbeslogan der damaligen Zeit: „Unabhängig ist besser“ – den mit der „Keine Mark der Industrie“ hatten wir ja schon…). Alle Attribute, die natürlich eine gewisse Haltung förderten.
Aber das Ganze besass durchaus seine positiven und höchst erfreulichen Seiten, nämlich die, daß auch mancher der musikalisch puristischsten „Indie“-Jünger nicht alleinig auf Gitarren-Indierock schwörte, sondern durch die Solidaritätshaltung und das Identifizieren mit einem bestimmten „Indie“-Label, auch deren Electro-/Dance-Programm kaufte. Und dies wussten Labels wie z.B. „Factory“, „4AD“ oder „Mute“ ganz geschickt zu steuern: Corporate identidy. Man schaue sich bitteschön einmal das Design deren 80s-Outputs an…
So kam’s, daß der 4AD-Fan und -Ästhet, der auf stimmungs-/soundmässig ähnlich gelagerte Bands des Labels, wie die Cocteau Twins, Dead Can Dance, Bauhaus oder X-mal Deutschland stand, auch für deren Dancepop-Sektion zu begeistern war, namentlich Colourbox. Jetzt darf man getrost darüber spekulieren, ob die gleiche Person auch Interesse gezeigt hätte, wenn die Colourbox-Tonträger z.B. bei Sony Music veröffentlicht worden wären…
Kurz, diese doch recht charmante Haltung verschwand im Laufe der Jahre, bis schliesslich zum Ende hin (fast) nur noch die verbiesterte „Haltung“ des typischen und landläufig bekannten „Indie“-Fans zu beobachten war: Hauptsache schrammelig, dünn produziert und gitarrendominiert hatte das Ganze zu sein. Selbst die frühen gitarrenorientierten (Dark)-Wave/New Wave-Bands der „Indie“-Szene wurden von diesen „hehren“ „Indie“-Fanatikern verachtet, ganz zu schweigen von den Electro-/Dancekünstlern…
Daß dies das Ende der „klassischen“ „Indie“-Bewegung nach deren ursprünglicher Intention bedeutete, dürfte wohl jedem klar sein, oder?
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad