Re: Mark Olson

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Freude und süße Momente im Alten Schlachthaus

Musikikone Mark Olson erwärmt Herzen des Publikums

Dort, wo einst die Grundlagen für manchen Gaumenschmaus geschaffen wurden – im Alten Schlachthaus –, bot sich letzten Freitag den Zuhörern ein wahrer Ohrenschmaus. Mark Olson, ein Name, der auch heute – 20 Jahre, nachdem er mit den „Jayhawks“ Musikgeschichte schrieb – jeden Kenner mit der Zunge schnalzen lässt, besuchte im Rahmen seiner diesjährigen Europatour nicht nur die Großstädte, sondern machte – eingebettet zwischen erfolgreichen Auftritten in Stuttgart und Halle – Station auch in Schwäbisch Hall. Bereits beim nachmittäglichen Soundcheck wird deutlich, welch Perfektionist in Olson steckt: Am Klang des Songs „Copper Coin“, dessen Live-Uraufführung später dem Haller Publikum zum vorweihnachtlichen Präsent gemacht werden soll, wird gefeilt wie an Schweizer Präzisionsware, bis dieser dem hohen Maßstab des Künstlers genügt.

Im Konzert dann: Ein gutgelaunter Mark Olson, zusätzlich stimuliert durch eine Stunden zuvor genossene Maultaschensuppe, bietet einen Querschnitt seines 20jährigen Schaffens auf den Feldern der Country- & Folkmusik, mit Schwerpunkt auf den Songs seiner aktuellen CD „The Salvation Blues“, in denen Olson vorwiegend sehr persönliche Erfahrungen – den Verlust ihm wichtiger Menschen und weitere Widrigkeiten des Lebens – verarbeitet. In einer Art, die nicht runterzieht, die nicht in Schwermut oder Tristesse schwelgt, sondern die nie den Optimismus und den Blick auf die liebenswerten Seiten des Lebens verliert. So behält für Olson auch beim Gang über die „Clifton Bridge“ die Lebensfreude die Oberhand: „Einige kommen her zum Sterben, wir kamen um zu leben, in unseren Herzen ist Hoffnung, in unserer Seele Zukunft“. Und im „Salvation Blues“ erkennt Olson zurecht: „There’s such joy and sweet moments to be found in this world“.

Aber nicht nur an solchen Erkenntnissen lässt Mark Olson sein begeistertes Publikum teilhaben. Der Songwriter beherrscht auch das unbeschwerte Liedgut, das mit fröhlichen Melodien den Menschen ein spontanes Lächeln auf die Gesichter zaubert. Etwa mit dem kinderliedartigen, dem Kolibri ein Denkmal setzenden „Hummingbird“.

Begleitet wurde Mark Olson in dem gut 100minütigen Konzert von der jungen Norwegerin Ingunn Ringvold, die – wechselnd zwischen Percussion, akustischer Gitarre und Piano – auch mit filigranem Harmoniegesang beglückende Akzente setzte. Außerdem dabei der italienische Zaubergeiger Michele Gazich, der mit seiner virtuosen, zu Herzen gehenden Spielweise die Stimmung der Songs wohltuend unterstrich.

Die Zuschauer im gut gefüllten Saal erlebten ein höchsten Maßstäben gerecht werdendes Konzert, in dem sich die Künstler ihrem Publikum in zweifacher Hinsicht auf gleicher Augenhöhe präsentierten: Wie im Alten Schlachthaus üblich, war keine Distanz schaffende Bühne aufgebaut, sondern die Musiker agierten ebenerdig. Und: Ein Künstler, der ob seiner Biographie und seinem nachgewiesenen Können die Nase hoch tragen könnte, zeigte sich bodenständig; sympathisch einfach, einfach sympathisch. Ein die Seele berührendes Konzerterlebnis, welches unvergesslich bleibt. Ein Abend, nach dem man gerne auf die Wiederholungstaste gedrückt hätte. Ginge es in der Welt gerecht zu, hätten am Tag nach dem Konzert die Lokführer gestreikt und Mark Olson, der seine Tour per Eisenbahn bestreitet, hätte länger in Schwäbisch Hall verweilt und ein weiteres Konzert gegeben. Aber er wird wiederkommen nach Hall, denn die strahlenden Gesichter der ihm andächtig Lauschenden haben den drei musikalischen Globetrottern gezeigt: „Still we have friends in you“.

Richard Eck

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Man braucht nur ein klein bisschen Glück, dann beginnt alles wieder von vorn.