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Herr RossiMir ging es darum, durch einen Vergleich herauszufinden, was einen guten Song ausmacht und ob man das trennen kann von der Meinung, die man prinzipiell von einer Band hat. Das war doch Mistadobalinas Vorwurf: Dass Kritiker Bonos Songwriter-Qualitäten nicht anerkennen, weil sie ihn und U2 prinzipiell nicht ausstehen können.
Da hab ich mir überlegt, welchen Song aus den frühen 90ern Kramer sicher bevorzugen würde, bei dem ich aber meine, dass er vom Songwriting (sprich: Melodie + Text) deutlich gegenüber „One“ abfällt, weil er weder melodisch noch textlich interessant ist, sondern nur durch die Interpretation lebt (Stichwort dreckiger Rock’n’Roll). Da kam mir „Love Is Strong“ in den Sinn. Wenn man prinzipiell mag, was die Stones aus einem Song machen, ist offensichtlich die Stärke des Materials nicht so wichtig. Wenn man grundsätzlich meint, U2 seien hohl und pathetisch, findet man den Song an sich eben auch nicht interessant. Oder hört wie Napo nicht richtig hin und wirft mal eben was von „schlimmem Pathos“ in den Raum, weil das ja immer passt. Ist eben U2, weiß man doch.
Schöner Beitrag. Dazu möchte ich noch anmerken, dass ich vermute, dass die Ablehnung von Pathos fest im Regelbuch des guten Geschmacks gewisser Leute verankert ist. Dass U2 schon immer dem Pathos gefrönt haben, ist ja bekannt. Das finde ich jedoch reizvoll, auch wenn es natürlich den Widerspruch geradezu herausfordert. Johnny Cash hat bei „One“ zweifelsohne auf das Pathos verzichtet, darum gefällt einigen diese Version besser. Die – teilweise heftige – Ablehnung des Pathos ist sicherlich der Schlüssel zur Ablehnung von U2 von Seiten einiger Forumianer. Stattdessen bevorzugen sie die schlanke Songstruktur – in welcher Form auch immer. Macht das Sinn?
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.