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Go1Das Album gefällt mir, aber ich kann gut verstehen, wenn man wenig damit anfangen kann. So wie es Christian Steinbrink in der Intro beschreibt:
Es stimmt: Der Sänger macht mehrmals Dylan nach, es wird geklampft und das Klangbild ist nicht besonders vielfarbig. Dennoch, die Platte ist gut, und das liegt nicht nur daran, dass die Texte Substanz haben und von Underdog-Schicksalen erzählen. Die beiden Tracks, die ich vorab gehört hatte, haben mir auch schon gefallen als ich die Texte noch nicht verstanden hatte. Die Musik selbst ist wunderbar ungeschliffen, rauh, gefühlvoll und beseelt; sie ist lebendig. Stimmungsvoll und verschroben-sinnlich ist sie auch, die langsamen Tempi tragen dazu bei. Es steckt Sehnsucht darin. Und Erlösung wird in der Liebe gesucht. Geschichten aus dem harten Leben und echtes Gefühl, das kann man hier finden.
Go1, ich habe sehr über deine Worte nachgedacht und bin nochmal in mich gegangen. Ich habe mich gefragt, warum die Musik auf dieser Platte im Großen und Ganzen an mir vorbeizieht, ohne einen großartigen Eindruck zu hinterlassen. Warum empfinde ich sie nicht als „beseelt“? Warum lassen mich die Geschichten kalt? Warum haben die Texte für mich so wenig zu bedeuten? Interessieren mich „Geschichten aus dem harten Leben“ vielleicht nicht?
Und was bedeutet es überhaupt „echtes Gefühl“ auf einer Platte zu hören und warum höre ich es hier nicht? Das mit dem „echten Gefühl“ ist ja so eine Sache, die auch Fran Healy zugesprochen wird. Auch da kann ich es nicht hören – überhaupt tue ich mich schwer mit „echten Gefühlen“ auf einer Platte und möchte auch mal die anderen fragen: Kann man sie wirklich objektiv hören oder nur dann, wenn die Tracks für einen selbst auch etwas bedeuten, wenn man sich also darin wiederfindet?
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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)