Re: THE FELICE BROTHERS – Tonight At The Arizona

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go1
Gang of One

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Das Album gefällt mir, aber ich kann gut verstehen, wenn man wenig damit anfangen kann. So wie es Christian Steinbrink in der Intro beschreibt:

Christian SteinbrinkEs ist eine zweischneidige, genauer gesagt: eine Stimmungssache: Empfindet man aufgeräumte, langsame und dünn instrumentierte Folksongs wie die von den Felice Brothers nun als stimmungsvoll und verschroben-sinnlich oder einfach doch als langweilig? Gerade tendiere ich zu Letzterem und ärgere mich über die dreiste stimmliche Dylan-Adaption zu ödem Geklampfe. Da können die vier New Yorker in den Texten noch so kuriose Tramper-Geschichten erzählen.

Es stimmt: Der Sänger macht mehrmals Dylan nach, es wird geklampft und das Klangbild ist nicht besonders vielfarbig. Dennoch, die Platte ist gut, und das liegt nicht nur daran, dass die Texte Substanz haben und von Underdog-Schicksalen erzählen. Die beiden Tracks, die ich vorab gehört hatte, haben mir auch schon gefallen als ich die Texte noch nicht verstanden hatte. Die Musik selbst ist wunderbar ungeschliffen, rauh, gefühlvoll und beseelt; sie ist lebendig. Stimmungsvoll und verschroben-sinnlich ist sie auch, die langsamen Tempi tragen dazu bei. Es steckt Sehnsucht darin. Und Erlösung wird in der Liebe gesucht. Geschichten aus dem harten Leben und echtes Gefühl, das kann man hier finden.

Die Liveaufnahme am Schluss wirkt leider wie ein Bonustrack bei einem Reissue, als ob sie eigentlich nicht dazugehört (es ist auch kein besonders guter Bonus). Es sind auch leider nicht alle Tracks so gut wie „Roll on Arte“ und „Hey Hey Revolver“. Und bei „Ballad of Lou the Welterweight“ empfinde ich den Gesang stellenweise als etwas gekünstelt und dadurch irritierend. Dylan hätte das besser gesungen!

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To Hell with Poverty