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Ich habe nicht den ganzen Thread gelesen, deshalb ist vielleicht einiges schon gesagt. Meine Meinung:
So wie das Album am Ende der 60s die Single ablösen wollte (auch in den Köpfen der Musiker, Led Zep z.B. wollten ja keine 7″ veröffentlichen), so wird meiner Meinung nach peu a peu wieder der single release im Vordergrund stehen. Sicher möglicherweise weniger als physischer Tonträger denn als download oder was auch immer.
Das Album wird mehr und mehr innerhalb bestimmter Genres wichtig bleiben, wobei sich die Frage stellt, wie lange diese Genres noch überleben (z.B. Americana). Ich habe das Gefühl, dass lebendige, aktuelle Popmusik (gleichgültig welchen Genres) schon kaum noch Albenmusik ist.
King Crimson ist Musik von vorgestern (ich habe keine Platte von ihnen), sie mag nicht schlecht sein, aber sie rechtfertigt doch nicht das Album für heute. Alben als musikalische Gesamtkonzepte sehe ich nur in Randbereichen und bei Musik, die sich in erster Linie traditionellen Genres verpflichtet fühlt (auch Jazz, Noise etc gehen in diese Richtung).
Wilco, Adams, Dylan etc sind allesamt Songschreiber, deren Songs im Grunde Einzelaufnahmen sind, welche es sich gefallen lassen müssten, einzeln gehört zu werden. Alben sind da eher Sammlungen, weniger Gesamtkunstwerke.
Ich selbst kaufe wenig neue Alben (oft sind sie mir zudem zu lang), weil ich ein Track-Hörer bin und auch auf guten Alben ohnehin immer das Einzelne höre, weniger den Zusammenhang. Wobei ich dem großen musikalischen Zusammenhang ohnehin erst mal etwas misstraue.
Etwas anders ist es mit der Wirkung von Musik. So ergreift mich die Newsom-Platte Ys auf ganz seltsame Weise, je länger sie läuft. Ich gerate da in einen eigenartigen Sog. Da „stört“ mich sogar, dass ich die Platten umdrehen oder wechseln muss. Aber diese Wirkung ist nicht unbedingt die von mir bevorzugte Rezeption von Musik, denn ein bisschen Kopf sollte schon noch oberhalb der Ohren bleiben, so dass ich das dann auch wieder nicht bedauern möchte. Wenn Musik aber eine solche Wirkung für den Hörer haben soll (ich halte diese Rezeptionskultur für etwas fragwürdig), dann ist das Album sicher die richtige Wahl.
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