Re: Ramones

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jan-lustiger

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BullittDie Rezeptionsgeschichte zeigt ja recht klar, dass ihr Einfluss primär in den ersten drei Jahren ihres Bestehens stattgefunden hat. Eine kalkulierte Imagekampagne spielte da wohl noch keine große Rolle.

Oh doch, das tat sie vom ersten Auftritt im CBGB’s an. Ist alles recht anschaulich beschrieben im erwähnten Buch von Monte Melnick, das kalkulierte Image stand von Anfang an und wurde vom Beginn an beinhart durchgezogen. Und ich denke schon, dass die 4 Jungs aus Queens, die 22 Jahre lang gleich aussahen, in einer Zeitblase zu stecken schienen, durch diesen Umstand zu ihrem Mythos beigetragen haben. Klar, der Einfluss fand 1976-1978 statt, aber durch ihre permanente Anwesenheit in immer gleicher Form sehe ich durchaus einen Kult-Effekt wie ihn heute beispielsweise Motörhead oder AC/DC haben. Oder wie Rob Zombie es mal ausdrückte: „Trends would come and go, then you’d go see the Ramones and you’d be like, ‚What year is it anyway?!'“ Wo wir schon bei Aussagen anderer Musiker sind: Auch Michael Stipe sagte mal in einem Interview mit dem Musikexpress, dass er es an den Ramones bewunderte, dass sie von Anfang an bereits alles hatten: den Look, den Sound, den Style, und dass sie sich dann auch nicht mehr nennenswert veränderten.
Außerdem stell‘ dir mal vor, die Ramones hätten tatsächlich ihre Lederjacken abgestreift, hätten einen auf Hip Hop (Dee Dee) oder Hippie (Joey) gemacht, die 3 Akkorde wären psychedelischen Soundtüfteleien oder sonstwas gewichen.. das wären sicher nicht mehr die Ramones gewesen, die wir heute noch lieben, und das wären sicherlich auch nicht die Ramones gewesen, die Anfang der 90er in Südamerika ausverkaufte Fußballstadien bespielten, der Kult um die Band war dort exorbitant.
Die Ramones, das waren vier gelangweilte Jungs in Lederjacken, bewaffnet mit ein paar Akkorden, einem Gespür für Pop-Songwriting und einem Drive, der einem einen Tritt in den Arsch gab; eine Hit-Kanone, die live 33 Songs in 70 Minuten runterschredderte. Und ich persönlich bin sehr dankbar drum, dass das bis zu ihrem Split so blieb. Dass es nicht mehr solcher Songs gab, die von der Routine abwichen, war übrigens mitnichten Johnnys Verdienst, Joey schrieb während der 80er nur noch sehr wenige Songs, ein Umstand, der sich erst zur „Mondo Bizarro“ nochmal einmalig änderte (und natürlich später bei seinem Solo-Album).

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