Re: Der Vinyl-Hilfe-Thread

#5772033  | PERMALINK

nail75

Registriert seit: 16.10.2006

Beiträge: 45,074

Sonic JuiceMal abgesehen vom erwünschten Einhlaten des analogen Reinheitsgebots ist das Nutzen digitaler Quellen für Vinyl doch genauso sinnvoll oder unsinnig wie der Transfer analoger Vorlagen auf CDs. Wenn die LP ordentlich gemastert und gepresst ist, klingt sie jedenfalls mindestens genauso gut wie die CD (Beispiele: Townes van Zandt „At My Window“, Cowboy Junkies „Trinity Sessions“, vermutlich auch die aktuellen Japan-Reissues von Nick Drake). Das heißt: Wenn ich bevorzugt oder ausschließlich Vinyl höre (z.B. weil mein Plattenspieler deutlich besser ist als mein CD-Player oder ich gar keinen CD-Player habe), dann kaufe ich natürlich auch in diesem Fall die LP und nicht die CD.

Wo liegt genau das Problem?

Du hast mit Deinen Aussagen Recht, letztlich liegt das Problem darin, dass da ein riesiges Feld der Informationsfreiheit im Herstellungsprozess von Musik existiert, das für den normalen Käufer fast völlig undurchdringlich ist. Kaum jemand ist in der Lage, dazu sinnvolle Informationen zu liefern, am allerwenigsten übrigens Musikjournalisten.

Dazu ein Beispiel: Als der Remix von „Street Legal“ herauskam, lobte das MOJO diesen als unerwartete Verbesserung. Leider falsch. Der Remix ist genauso ärgerlich wie der originale Mix, weil er der Musik nicht gerecht wird, sondern steril und unnötig modern klingt. Um das festzustellen muss man aber beide Ausgaben besitzen und vergleichen. Viele Journalisten machen das aber nicht, sondern loben blind die Neuausgabe. Grund: Inkompetenz, Desinteresse, die Tatsache, dass es sowieso fast niemanden interessiert und dass sowieso jeder unterschiedliche Hörgewohnheiten hat. Man kann als Journalist eigentlich nur verlieren, wenn man darüber schreibt.

Bei dieser Musik geht es ja in Bezug auf den finanziellen und Zeitaufwand noch, aber es gibt viele andere Beispiele, wo das schlicht nur schwer durchführbar ist (Beatles, Stones, Kinks, 60s-Musik fast generell). Und wer hat hier schon die originalen Masterbänder gehört? Letztlich stochert man fast immer im Dunkeln und weiß so gut wie nie, was man da erwirbt, gerade dann, wenn man nicht bereit ist, mehrere dutzend oder hundert Euro für Originale auszugeben. Selbst dann ist die Qualität immer noch sehr unterschiedlich. Und das frustriert mich und macht mich gleichzeitig ratlos.

@joshua Tree: Auch eine gute Erklärung. ;-)
Das ganze Thema ist so komplex, ich bin für jede Hilfe dankbar.

--

Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.