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Kritik aus der Hamburger Morgenpost:
MEAT LOAF IN DER COLOR LINE ARENA
Wankender Rock-Koloss
Tolle Show, doch der »Klops« ist in die Jahre gekommen
CHRISTOPH FORSTHOFF
Pathos in Maßen war noch nie seine Sache. Bombast, große Oper, epische Klaviermusik, überdrehte, kreischende Gitarren und tiefe Wahrheiten über die Liebe und das Leben: Meat Loaf war stets der Rocksänger für das Monströse und Pompöse. Umso tragischer, dass nun ausgerechnet diesem Koloss des Rock’n’Roll bei seinem Konzert in der Color Line Arena die Stimme immer wieder wegrutscht, statt Inbrunst bisweilen nur eine Ahnung seiner einstigen Röhre zu vernehmen ist.
Schon im Eingangsopus „Paradise By The Dashboard Light“ zieht der schwergewichtige Texaner nicht nur in der alten „Boy wants girl“-Geschichte den Kürzeren, sondern hat auch gesanglich Mühe, sich gegen das laszive Luder in den Hot Pants zu behaupten. Und dass obendrein der Mann an den Reglern immer wieder mit aller Macht den Drummer hochzieht, macht den Höllenkampf für den 55-Jährigen nicht einfacher. 2006 hatte sich Meat Loaf nach 29 Jahren den dritten Teil seiner „Bat Out Of Hell“-Trilogie entrungen – nun kämpft der Fleischklops gegen die Erinnerungen seiner fast 9000 Fans an vergangene Großrock-Spektakel.
Zweifellos können die Lichtorgien und Feuerwerkskaskaden es noch immer mit jeder anderen Show aufnehmen, seine Band trumpft mächtig auf, und die heißen Girls zeigen nicht nur reichlich Haut, sondern auch Stimme. Allein der einstige Bühnenberserker rutscht trotz leidenschaftlicher Momente immer wieder auch in die unfreiwillige Selbstparodie ab und ficht seinen aussichtslosen Kampf nicht nur mit dem unerfüllten Begehren, sondern auch mit der Zeit.
Die Zukunft sei wesentlich wichtiger als die Vergangenheit, hat Meat Loaf vor einigen Monaten in einem Interview gesagt. Doch manchmal kann die Erinnerung an die Vergangenheit wesentlich beglückender als die Gegenwart sein.
(MOPO vom 14.06.2007 / SEITE 27)
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