Startseite › Foren › Kulturgut › Das TV Forum › Das deutsche Fernsehen ist ein eiserner Feuertornado der Verzweiflung › Re: Das deutsche Fernsehen ist ein eiserner Feuertornado der Verzweiflung
Stormy MondayBei allem berechtigten Lamentieren hier, wir sollten froh sein, dass wir überhaupt diese Riesenauswahl an „Free TV“ haben. Ein Blick zu den Nachbarn lohnt sich: Spanien, Italien, UK, Frankreich. Nehmen wir Frankreich: 3 – 4Programme, wer Glück hat, kriegt noch das französische Arte. Was läuft? Glücksspielshows, Labershows, die „grosse Show“ a la „Wetten dass“, aber noch zäher. Gegen 22.00 Uhr eine halbe Stunde Nachrichten mit starkem Fokus auf Frankreich. Und das JEDEN TAG! Und sonst? Ab und zu spät noch ein Film,eine amerikanische Serie oder eine Reportage.Wer mehr will, muss zahlen, Pay TV- Sender gibt`s genug. Italien? Das Grauen auf noch niedererem Niveau. Spanien, UK dito. Die Holländer und Schweizer gucken bei uns. Zumindest die Öffentlich- rechtlichen bei uns bieten da doch eine relativ abwechslungsreiche Fülle an „anspruchsvolleren“ Sendungen.
Und die Privaten? Kohl trat ja seinerzeit an mit dem Versprechen der „geistig- moralischen Erneuerung“ und führte, gegen Widerstände, das Privatfernsehen ein. Die Sache entglitt den Konservativen, die Brutalisierung und Verballermannisierung der Privaten „erzog“ mittlerweile zwei Generationen Kinder mit allen gesellschaftlichen Konsequenzen. Da wundert es dann auch nicht, wenn RR als „beliebteste Unterhaltungsshow“ DSDS über sich ergehen lassen muss.
Ich besitze übrigens eine Fernbedienung, da muss ich nicht mal aufstehen zum Umschalten……
Wir können zwar umschalten oder auslassen, aber bezahlen müssen wir trotzdem dafür, auch wenn wir nicht geliefert bekommen, was wir dem Lieferanten in Auftrag gegeben hatten.
Dass die öffentlich-rechtlichen etwas niveauvolleres Programm bieten als die meisten Privaten, ist ja unbestritten. M.E. senden sie aber weit an ihrem eigentlichen Auftrag vorbei. Ich kann nicht erkennen, wo die zahlreichen Schmonzetten, Krimiserien, Shows, Musikantenstadls und Sportsendungen usw. durch den Auftrag der öffentlich-rechtlichen auch nur ansatzweise gedeckt sein sollen. Für meinen Geschmack wird da systematisch Gebührengeld veruntreut, um mit ungeheurem Aufwand an Zwangseinnahmen privaten Firmen Konkurenz zu machen, unter dem Deckmäntelchen der Retter des Niveaus. Und dafür feiern sie sich noch selbst mit Fernsehpreisen.
Aktuell wollen sie jetzt mit den Internetauftritten den Zeitungsverlagen Konkurenz machen. Ungeheuerliche Anmaßung in der Manier von Raubrittern.
Würden die ö-r. ihren Auftrag erfüllen, kämen sie mit nicht einmal einem Zehntel ihres jetzigen Budgets über die Runden und dann wäre das Programm sicher ziemlich ähnlich dem von Arte, 3sat und Phönix.
Dann wäre man aber nicht mehr milliardenschwer und die Belegschaft könnte nicht mehr in Hundertschaften um die Welt reisen, um auf mehreren Sendern parallel über dasselbe zu berichten und bei allen großen Veranstaltungen Logenplätze einzunehmen. Und man könnte Tausende von dem schmarotzenden System prächtigst durchgefütterte Mitarbeiter entlassen, auf dass sie sich eine ordentliche Arbeit suchen. All das darf natürlich nicht sein, und auch deshalb wird man daran nichts verändern wollen.
Ranitzkis Kritik stochert zwar in die richtige Richtung, ist aber nicht mehr als eine Unmutsäußerung über zuviel Zugluft auf einem der komfortabel eingerichteten Zwischendecks in der Komfortzone des Weltinnenraums, gerichtet an einen blondierten Kellner, der sich für einen Kapitän hält.
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...falling faintly through the universe...