Re: Das deutsche Fernsehen ist ein eiserner Feuertornado der Verzweiflung

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latho
No pretty face

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Beiträge: 37,245

Whole Lotta Pete[…]

Da liegt der Hase im Pfeffer.

Nicht schlecht. Grundsätzliches Problem aller Sender ist ja die abwandernde Kundschaft und das seit Jahren – vor allem die Jungen und die gut Ausgebildeten (und damit besser Verdienenden). Wobei sich die Frage stellt, warum so viele dem Fernsehen den Rücken kehren. Ist es das sinkende Niveau, bessere Alternativen oder hat das soziale Hintergründe (alle müssen mehr Arbeiten etc)? Wahrscheinlich eine Mischung aus allem. Wobei eine Rechtfertigung von solchen gebührenbezahlten Strolchen wie Struve, man müsse das (öffentlich-rechtliche) Programm so machen, wie es ist, weil man ja auch massenwirksam sein müsse, natürlich Unsinn ist: die seit Jahren andauernde Verflachung von ARD und vor allem ZDF ist nicht nur Folge, sondern auch Grund für die Abwanderung. Und ein – ich vermute meist konservativ – begründetes Interesse an unpolitischer Haltung, der Wunsch nach einer Feiern-und-Fresse-Halten-Mentalität und ständigen Klagen über angeblich linkes Fernsehen stand dem voran.
Wozu soll man denn heutzutage noch Gebühren bezahlen, wenn das Staats-TV nur eine lahme Kopie der Privaten ist? Vielleicht wäre ja ein allgemeines Bezahlfernsehen besser: aus Steuermittel vergeben noch zu erstellende Qualitätsgremien Gelder an Sendungen, die bereits gelaufen sind. So kann sich Qualität dann finanzieren und ist nicht einem Sender vorgeschrieben.
Wobei Qualität eine schwer zu definierende Sache ist: ganz klar, Schmonzetten wie Daily oder Weekly Soaps, „Volksmusik“ und ähnliches gehören nicht dazu. Aber was ist mit Guido Knops Geschichtsshows, den Polit-Talkshows oder all den Herz-Schmerz-Fernsehfilmen? Eine Antwort kann ich auch nicht bei MRR finden, der anscheinend senderweise die üblichen verstaubten Standards des Bildungsbürgertums (jeden Samstag nach der Tagesschau eine Shakespeare-Aufführung) einführen will – genauso konflikt-, provokations- und geistlos, wie das Fernsehen jetzt schon ist.

Die zweite Frage stellt sich nach dem, was Fernsehen denn generell darf und die ist ja auch nicht ganz ohne. Man hat ja den Eindruck, angesichts der sinkenden Gesamt-Quote denken sich Strategen bei Endemol die ersten Gladiatoren-Shows aus. Das das alte Rummel-„Vergnügen“, die Freak-Show schon regelmäßig läuft, kann man ja an ganz gewöhnlichen Nachmittagen bereits sehen. Eine Selbstverpflichtung der Sender zu moralischen Standards steht noch aus, die dann nicht von so einem zahmen Instrument wie etwa dem Deutschen Presserat überwacht werden sollten.

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.