Re: Das deutsche Fernsehen ist ein eiserner Feuertornado der Verzweiflung

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latho
No pretty face

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Declan MacManusEine traurige Sendung. Gottschalk sonnt sich in verräterisch einfältig dargebotener Bescheidenheit und stellt selbstverliebte Balkonfragen. Dazu zelebriert er ein so penetrantes Dauerduzen, dass jeder noch so kurz vorbeizappende Zuschauer zumindest diese eine (wahrscheinlich einzige haltbare) Aussage des halbstündigen Geplänkels mitbekommt: Der Gottschalk und der ehrwürdige alte Mann sind jetzt ganz dicke.

Reich-Ranicki ignoriert konsequent Gottschalks Fragen und redet von Dingen, die ihm besser liegen als das Fernsehen (Die wahrhaft großen Unterhalter heißen Shakespeare, Brecht und Schiller). Auf Gottschalks Einwand, man könne heutigen Jugendlichen nicht mit Shakespeare-Verfilmungen kommen, geht er nicht weiter ein und schwadroniert von der Buchmesse.

Der bei der Preisverleihung am vergangenen Wochenende Angriff Reich-Ranickis auf das Fernsehen entpuppt sich als das, was leider dahinter zu vermuten war: der sentimentale „Früher-war-alles-besser“-Sermon eines elitären alten Mannes, der den Bezug zum Fernsehen von heute völlig verloren hat und seine These, ein Großteil des Fernsehens sei „Blödsinn“, weder mit Inhalt zu füllen noch in seiner Radikalität auch nur ansatzweise infragezustellen imstande ist.

Ohne die Sendung gesehen zu haben, vermute ich, dass ich das auch so sehen würde. Das ganze war eine systeminterne Aufregung, bei der alle Beteiligten das gewünschte Quentchen Aufmerksamkeit bekamen. Und jetzt weiter so.

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.