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Auf „My Generation“-Endlostour – Rocklegende The Who in Leipzig
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Auf „My Generation“-Endlostour – Rocklegende The Who in Leipzig
Alles auf Anfang. Pete Townshend macht den Hocksprung. Pete Townshend lässt den Arm die Windmühle machen. Helle Riffs peitschen. „I Can’t Explain“. So fing das an. Damals, im Mai 1965. So ging das los. Sonnabend vorm Völkerschlachtdenkmal. Eine Legende war da. The Who, eine der Filetbands des Britpop. Nur zwei aus den wilden Anfangsjahren haben die Zeit überlebt. Keith Moon, der Drummer mit dem Flaggen-Shirt, starb 1978 an zu viel Tabletten. Bassist John Entwistle 2002 an Herzversagen – mit Kokain im Blut. Pete Townshend und Roger Daltrey touren weiter. Petes Stoßgebet „I Hope I Die Before I Get Old“ blieb unerhört. So haben die beiden 62-Jährigen ein paar Junge um sich gescharrt und lassen die Gitarren weiter krachen. Richtig was zu tun hat vor allem Zak Starkey (Sohn von Ringo Starr) an den Drums. Das hat mit Pete Townshend zu tun. Kein anderer Rockschreiber jongliert so anarchisch mit dem Rhythmus. Kein anderer wechselt so abrupt das Tempo. Das klingt bisweilen etwas verstolpert, als ob der Song sich erst finden müsste. Das klingt townshendig.
Also 130 Minuten The Who. Ein bisschen was aus den 60ern, etliches aus den 70ern, was aus „Quadrophenia“, was aus „Tommy“, was aus „Endless Wire“, dem ersten neuen Album nach über 20 Jahren. Hinter „The Who“ eine Riesenleinwand – psychedelische Blumenspiele („The Seeker“), Elvis („Good Looking Boy“), blendendes Blau („Drowned“), blaue Augen, die zu Prismen werden („Behind Blue Eyes“), wilde Schlachten der Mods gegen die Rocker und die hilflose Polizei mit Bobby-Hüten in den 60ern („Anyway, Anyhow, Anywhere“). Pete Townshend gibt den Ton an. Er zupft, streichelt, reißt die Saiten, kreist wild mit dem rechten Arm. Genauso, wie es nur Pete Townshend kann. Wie es Pete Townshend macht. Seit 44 Jahren.Ganz sanft, ganz romantisch, fast versunken: das neue „Fragments“. Das Licht blaut, als Roger Daltrey zärtelt „Are We Breathing out, Or We Breathing In“ … Ja, das ist genau der, der mal Lockenkopf und verzottelte Hippie-Klamotten zur rauen Stimme trug. Jetzt kommen die Herren in unscheinbarem Grau. Die Schlachten sind geschlagen, aber „My Generation“ ist immer noch auf Endlostour – und wird endlos zelebriert. „Who Are You“: Roger Daltrey hängt zur Selbstsuche die Gitarre über, ein Klavier perlt, auf der Leinwand rasen Schienenstränge. „Baba O’Riley“: endlich fliegt zur Hymne auf das Teenage Wasteland das Mikro. Die Mini-Oper „Wire & Glass“ über eine Band auf der Suche. Ganz innerlich „Man In A Purple Dress“. Dann kracht es aggressiv mit „Won’t Get Fooled Again“. „Kids Are Allright“, „Pinball Wizard“ – und ganz am Ende „Tea & Theatre“. Ruhig, entspannt, gelassen. Acoustic-Girarre und Stimme. Ein Duett in Sanft. Nur Pete Townshend und Roger Daltrey: „The Story is Done, ’s Getting Colder Now.“ Ein kleines Adé. Der Mantel der Rockgeschichte wehte.
Norbert Wehrstedt
© LVZ-Online vom: Montag, 18. Juni 2007
http://www.lvz.de/aktuell/content/29504.html
Dort findet man auch Bilder
http://www.leipzig-live.com/slideshow/content/thewhokonzert.html
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Man braucht nur ein klein bisschen Glück, dann beginnt alles wieder von vorn.