Re: Boney M Remasters – Sony BMG

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sandhead

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Im genannten Buch wird der zitierte Text wie folgt eingeleitet:

Was finanzielle Ausbeutung betrifft, so hatte sich im internationalen Reggea ein System entwickelt, das diese nach unten weitergab: Viele Produzenten wurden von britischen Plattenfirmen schlimm geleimt, wenn es um das Geld aus Verkäufen in Übersee ging, und die Produzenten wiederum hauten mit ähnlicher Begeisterung ihre Künstler übers Ohr. Wenn sich ein Produzent überhaupt die Mühe machte, seinen Künstler wissen zu lassen, dass sein Song in England herauskommen würde oder dass er bereits veröffentlicht war, so sah die Standardvereinbarung vor, dass der Künstler die Einnahmen aus Jamaika bekam, der Produzent dagegen die aus dem Rest der Welt. Brent Dowe etwa schrieb „Rivers Of Babylon“ für seine Vokalgruppe…

Und im letzten Absatz heißt es vollständig:

Als sie den Song mit Boney M aufnehmen wollten, bekam ich Geld dafür, dass ich Produzent Frank Farian einen Teil der Urheberrechte abtrat. Ich bekam keine großen Tantiemen und weiß, ich hätte mit dem Song viel, viel mehr verdienen sollen. Aber vergessen Sie nicht, dass keiner von uns auch nur die geringste Ahnung vom Plattengeschäft hatte. Es gab noch nicht mal Leute, an die man sich wenden konnte, denn selbst Kollegen, die schon lange im Geschäft waren – Bob Marley, Joe Higgs, John Holt -, hatten keine Ahnung. Wir nahmen Platten auf, um nicht zu verhungern, und man ging ins Studio, sang seinen Song und kam mit Cash wieder raus, mit zehn Pfund. Die einzige Möglichkeit, noch was draufzukriegen, bestand darin, um, Geld fürs Essen zu betteln: „Mensch, geht’s mir dreckig, ich brauche unbedingt was zu essen“. Ansonsten hatten die nicht das Gefühl, einem etwas schuldig zu sein. Ich sage nicht, dass das in der jamaikanischen Musikindustrie anders ist als in irgendeiner Musikindurstrie auf der ganzen Welt. Acts wie Brook Benton, den Tams oder Louis Satchmo ging es in den USA schließlich genauso, einem wie dem anderen. Sie spielten Platten ein und bekamen kein Geld dafür oder gerade mal ein Butterbrot. Genauso wie wir hier. Elvis Presley und die Beatles wurden wahrscheinlich genauso übers Ohr gehauen, bevor sie dahinter gekommen sind, wie der Hase läuft. Vielleicht hat Mister Les auch nicht den guten Deal bekommen, den er gekriegt hätte, wenn er Engländer gewesen wäre.

Aber mir macht das nicht zu schaffen. Ich habe den Produzenten nichts vorzuwerfen, weil’s zu jener Zeit nun mal einfach so war. Duke Reid und Coxsone habe ich beide gern, sie haben dafür gesorgt, dass wir zu essen hatten, dass unsere Kinder versorgt waren, dass wir ein Dach über dem Kopf hatten. Ich meine, was hätt ich denn sonst gemacht? So sehen das viele Künstler, und die Produzenten wissen das.

Farian ist für all dies sicher nicht verantwortlich zu machen. Aber die Urheberrechte käuflich zu erwerben, im Wissen um zu erwartende Milliionen-Einnahmen (hier liegen vielleicht seine „Fähigkeiten“) verursacht vor diesem Hintergrund erst recht einen üblen Geschmack, der allerdings auch nicht weiter auffällt.

Kann mal jemand auf einer alten Boney M Platte nachgucken, ob F tatsächlich als (einer der) Song-Schreiber aufgeführt ist? Ist ja nichts dabei, sowas zu besitzen…

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