Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Replays: Neuauflagen, Deluxe- und erweiterte Editionen › Boney M Remasters – Sony BMG › Re: Boney M Remasters – Sony BMG
Oh oh. Das Verlinkte ist es wert, ausführlich hier zitiert zu werden.
Lloyd Bradley in seinem Buch „Bass Culture“:
„Brent Dowe schrieb „Rivers of Babylon“ für seine Vokalgruppe, die Melodians; der Song wurde auf Jamaika ein Renner, und in England verkaufte man schätzungsweise achtzigtausend Platten, bevor schließlich Boney M den Song aufnahmen und ihn mit Millionenverkäufen zum weltweiten Hit machten. Dennoch lebt Dowe in einem bescheidenen Schlacksteinbungalow in der Kingstoner Vorstadt und fährt einen Wagen, in dem man sicher nicht einen Mann vermuten würde der einen der meistverkauften Popsongs aller Zeiten geschrieben hat.“
Brent Dowe:
„Wenn Mister Les‘ (Leslie Kong) einem so einen Deal anbietet, sagt man natürlich ja. Ich war jung und noch nicht mal am Flughafen gewesen. Leute wie ich dachten doch noch nicht einmal an den Rest der welt. Natürlich wussten wir, dass es ihn gab, aber wenn man in seiner Sozialsiedlung sitzt und einen Song schreibt, dann denkt man nicht daran, dass das Stück Menschen in England, Deutschland oder Amerika interessieren könnte. Man denkt nur daran, wie er in der eigenen Umgebung klingen könnte, und erhofft sich ein paar Shilling davon. Reich zu werden oder der weltweite Markt das kam in deinen Plänen einfach nicht vor. Vergessen Sie nicht, dass es für die meisten von uns ja schon unglaublich war, überhaupt Geld fürs Singen zu bekommen – gesungen hat man schließlich auf der Straße. Geschockt waren wir als die Musik weltweit derart abging, dass Leute in England sie kaufen wollten, in Deutschland, Amerika, wo auch immer. Wir hätten doch nie gedacht, dass diese Menschen unsere Musik akzeptieren würden.
Als sie den Song mit Boney M aufnehmen wollten, bekam ich Geld dafür, dass ich Produzent Frank Farian einen Teil der Urheberrechte abtrat. Ich bekam keine großen Tantiemen und weiß, ich hätte mit dem Song viel, viel mehr verdienen sollen. Aber vergessen Sie nicht, dass keiner von uns auch nur die geringste Ahnung vom Plattengeschäft hatte…. Aber mir macht das nicht zu schaffen. Ich habe den Produzenten nichts vorzuwerfen, weil’s zu jener Zeit nun mal einfach so war…“
Die persönliche Anmerkung sei mir gestattet, dass ein netterer Mensch, der durchaus auch Produzent sein darf, in späterer Zeit – nach auf solch gewiefte Weise ertrotzten Multi-Millionen-Erfolg – hätte zumindest gönnerische Brosamen nachreichen können, ohne sich dabei etwas zu vergeben. Von „Anstand“ will ich erst gar nicht anfangen.
Jeder, der dieses Stück also heute covert, läßt Frankieboys Dünkel weiterwachsen. Die Frage der Theodizee erscheint in diesem Zusammenhang nicht von ungefähr herbeigesehnt…
--
Es gibt ein Ziel, aber keinen Weg; was wir Weg nennen, ist Zögern. (Kafka)