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Porcupine Tree – Fear Of A Blank Planet (CD, Roadrunner, www.myspace.com/porcupinetree)
Beim ersten Hören so nebenbei während ich E-mails checkte und andere Post erledigte beeindruckte mich dieses neue Werk der zur Zeit wohl angesagtesten Prog Rock Band gar nicht. Überhaupt Prog Rock. Sind Porcupine Tree denn eine Prog Band? Ich habe mich in den letzten Wochen intensiv mit dem klassischen Prog der Jahre 69-76 beschäftigt. Die Musik von Steven Wilson und seiner Band hat damit eigentlich nur sehr oberflächliche Gemeinsamkeiten. Das ist ja auch gut so. Angefangen hat Steven Wilson mal mit psychedelischem Pop und Rock, der sehr viel von den frühen Pink Floyd aber auch von Space Rock und Eighties Rave inspiriert war. Seine langen epischen Werke der frühen 90er haben viel mehr von Trance und Ambient Music, als von diesen anstrengenden verschachtelten und oft überambitionierten Kunstwerken, die um 1971-74 ganze LP Seiten füllten. Aber mit Stevens Frühwerk hat diese Platte hier nun nichts mehr zu tun. Sie knüpft im Prinzip da an, wo „In Absentia“ vor knapp fünf Jahren abbrach. „Deadwing“ war anders. Hier scheint nun alles perfekt. Was bei Muse oft eine Spur zu theatralisch oder exaltiert wirkt, hier ist es einfach nur passend. Majestätisch und schön. Der Sound, die Produktion ist vielleicht eine Spur zu clean. Allzu nervige Klischees werden aber meistens geschickt umschifft. So ist der Opener, der zugleich Titeltrack ist, eine sehr dynamische und vielseitige Angelegenheit. Von Keyboardflächen über heavy Gitarrenriffs bis zu harten und schnellen Drum Breaks ist alles vorhanden. Eine bemerkenswerte Melodie natürlich auch. „My Ashes“ ist mir dann etwas zu schön und glatt. Eine tolle Melodie zwar, aber die Produktion erfüllt leider die üblichen Erwartungen an eine solche Rockballade zu vorhersehbar. Bei „Anesthetize“ mache ich die überraschende Erfahrung, dass die Musik unterm Kopfhörer nicht so ausgewogen und überzeugend klingt wie laut im Raum über meine Boxen abgespielt. Wieder ist es die allzu cleane technisch kalte Produktion, die mich hier stört. Obwohl der Aufbau des Tracks wohl noch am ehesten als Prog bezeichnet werden kann, musikalisch ist das relativ banaler Heavy Rock mit Ausflügen in Ambient Gefilde. Erst im letzten Drittel des Tracks bin ich langsam wieder versöhnt. Das Herzstück des Albums überzeugt mich also am wenigsten. „Sentimental“ ist der beste Track der Platte. Ich überlege die ganze Zeit, woher ich die Melodieführung im Refrain kenne. Ich komm nicht drauf. Es ist auf jeden Fall etwas stilistisch völlig anderes, wo ich diese Tonfolge früher schon gehört habe. Hier sind übrigens die Keyboard Cluster mit den akustischen Gitarren perfekt abgestimmt. Bei „Way Out Of Here“ hat Robert Fripp „soundscapes“ beigesteuert. Was auch immer damit gemeint ist, dieser Track gefällt mir im Prinzip ganz gut. Aber Wilson neigt auch hier dazu, das Gesamtbild mit Keyboards vollzukleistern. Klasse ist der Break mit der Heavy Gitarre und der Double Bass Drum im letzten Drittel des Tracks, der zu einem ziemlich gelungenen Finale überleitet. Bei „Sleep Together“ merke ich, dass ich gar nicht so genau hinhören will. Weder bei der Produktion noch bei den Texten. Letztere sind meistens ganz schön banal und erstere ist wie nun schon mehrfach betont viel zu klinisch kalt. Ich glaube live macht mir dieses Album dann mehr Spaß. ***
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