Re: Tocotronic – Kapitulation

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sonic-juice
Moderator

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Napoleon DynamitePoste mal zwei, drei Zeilen.

Damit Du sie feinsäuberlich filetierst? Das nackte Zitieren ist hier ja, wie doch meistens bei Liedlyrik, nur bedingt hilfreich und es ist natürlich recht einfach, Schwachpunkte zu orten, gerade wenn der Bezug zur Musik fehlt.

Na gut. Texte wie „Mein Ruin“, „Kapitulation“ oder „Aus meiner Festung“ sind m.E. sehr gekonnt in die Musik eingebettet und fügen im Augenblick des Hörens reizvolle Eindrücke, Bilder, Gefühle, Gedankenspiele hinzu, die nicht nur musikdienlich sind, sondern einen Eigenwert haben.
Z.B. wenn bei „Mein Ruin“ zunächst eine hilflose, passive Ergebenheit gegenüber irgendeiner nicht näher dingfest zu machenden, existenziellen Bedrohung gezeichnet wird…

„Mein Ruin das ist zunächst
Etwas das gewachsen ist
Wie eine Welle die mich trägt
Und mich dann unter sich begräbt“

… der dann das tröstend Feierliche einer emotionslosen, selbstdistanzierten Selbstzerstörung abgerungen wird,

„Nur aus Kälte und Distanz
verleih ich mir den Lorbeerkranz…
Mein Ruin ist was mir bleibt
Wenn alles andere sich zerstäubt“

… und die schließlich enttarnt wird als lediglich herbeigeredetes Kokettieren am Schreibtisch:

Mein Ruin das ist mein Ziel
Die Lieblingsrolle die ich spiel…
Mein Ruin ist nur verbal
Feigheit vor dem Feind“

Oder ist das vermeintlich rein Verbale, Rollenhafte wiederum nur ein eingebildeter Trost für das Scheitern? Die Situation bleibt letztlich abstrakt, hat aber doch diverse Aspekte und Wendungen, die ganz persönlich gedeutet werden können – und vor allen Dingen nicht abgeschmackt sind.

Guter Stoff, gefällt mir.

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