Re: Hall Of Steel

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skraggy

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Savatage – Hall Of The Mountain King (1987)

Ende 1986 befanden sich Savatage am ersten Tiefpunkt ihrer bewegten Karriere. Nachdem sich die Band mit ihrem Debüt „Sirens“, der EP „The Dungeons Are Calling“ und ihrem zweiten Album „Power Of The Night“ eine zwar überschaubare aber nichtsdestotrotz beachtliche Fanbase erspielt hatte und in der Presse überwiegend mit wohlwollenden Besprechungen bedacht wurde, fuhr sie den Karren mit ihrem dritten Album „Fight For The Rock“ kräftig gegen die Wand. Auf dieser Scheibe, von der Band rückblickend als „Fight For The Nightmare“ bezeichnet, vollzogen die Musiker eine stilistische Kurskorrektur in softere Gefilde. Zwar enthielt das Album durchaus brauchbare Songs, doch hatte Sänger Jon Oliva diese im Auftrag seiner Plattenfirma Atlantic Records ursprünglich für andere Künstler geschrieben. Letztendlich drängte das Label die Musiker dazu, diese Songs doch für Savatage zu verwenden. Die damals naive Band kam dem Drängen nach und das Übel nahm seinen Lauf. Das für damalige Verhältnisse auf Radiotauglichkeit getrimmte Songmaterial, die zahnlose Produktion und einige „plüschige“ Fotos der Band sorgten bei deren Fans und der Presse nicht gerade für Begeisterung. Entsprechend groß waren die Kritik von allen Seiten und der kommerzielle Misserfolg des Albums. Nachdem sich auf der folgenden Tour die Tourmanager auch noch mit der Bandkasse aus dem Staub gemacht hatten, stand die Band, inzwischen vollkommen frustriert, vor dem Aus. Glücklicherweise nahm kurze Zeit später ein gewisser Paul O’Neill mit Oliva & Co. Kontakt auf und bot sich als Produzent an. Die Chemie zwischen O’Neill und der Band stimmte, so dass einer kreativen Zusammenarbeit nichts im Weg stand. Das Ergebnis dieser Kooperation nennt sich „Hall Of The Mountain King“ und katapultierte Savatage mit einem Schlag aus dem tiefen Loch, in das sie kurz zuvor noch gefallen waren. Sowohl Fans als auch Kritiker hatten die bereits abgeschriebene Truppe wieder auf der Rechnung. Kein Wunder, ist „Hall Of The Mountain King“ doch damals wie heute eine Lehrstunde in Sachen klassischer Power Metal. Fernab von Double-Bass-Geboller und Breitwand-Riffgeschrubbe spielten Savatage acht edelste Songs sowie zwei Instrumentale ein, von denen eines, „Prelude To Madness“, eine Bearbeitung des Stücks „In der Halle des Bergkönigs“ aus Edvard Griegs Peer Gynt Suite darstellt.
Das Album beginnt mit dem vertrackten „24 Hrs. Ago“. Bereits dieser Song kündigt mit Jon Olivas markerschütternder Performance und Criss Olivas markanter Gitarrenarbeit für die folgenden 39 Minuten Großes an. Das treibende und vor Energie strotzende „Beyond The Doors Of The Dark“ sowie das vergleichsweise lässige „Legions“ werden den geschürten Erwartungen vollauf gerecht, bevor das schöne „Strange Wings“ mit seiner harmonischen Ausrichtung ausgesprochen positiv überrascht. Es folgt das bereits erwähnte „Prelude To Madness“, welches den mächtigen und über allem thronenden Titelsong „Hall Of The Mountain King“ einleitet. Criss Olivas brillanter Eingangsriff und ein geradezu wahnwitziger Jon Oliva prägen dieses Monster von einem Song, der bis heute nichts von seiner düsteren Faszination verloren hat. Die hiernach folgenden Stücke sind über die Jahre leider etwas in Vergessenheit geraten. Dies ist zwar nachvollziehbar, gehören die ersten sechs Songs des Albums doch zu den großen Klassikern der Band. Aber Nummern wie der mit einer unverschämt eingängigen Strophe versehene Rocker „The Price You Pay“ und das mit durchgetretenem Gaspedal eingehämmerte „White Witch“ stehen den vorangegangenen Songs kaum nach. Das kleine verträumte Instrumental „Last Dawn“ fügt dem Gesamtbild noch einen schönen melodischen Tupfer hinzu, bevor die Scheibe mit dem besonders durch Criss Olivas verspielter Gitarrenarbeit bestechenden „Devastation“ fulminant beendet wird.
„Hall Of The Mountain King“ ist in mehrfacher Hinsicht ein bemerkenswertes Album. Zum einen gelang es Savatage zum ersten Mal – wohl nicht zuletzt aufgrund der fruchtbaren Zusammenarbeit mit Produzent Paul O’Neill – ihre auf den vorangegangenen Alben schon zu hörenden Merkmale effektiv zu bündeln und so ihren eigenen Stil zu perfektionieren. Die Songs sind allesamt perfekt auf den Punkt komponiert, straff arrangiert und werden durch die herausragenden Leistungen der Musiker – allen voran der brillante Criss Oliva, dessen originelle Riffs diese Bezeichnung auch verdienen und dessen mitreißende Soli weit über sinnfreies Gedudel hinausgehen – glänzend in Szene gesetzt. Zum anderen bildete dieses Album den Auftakt einer Serie von musikalischen Glanzleistungen, wie sie in Diskographien anderer Bands selten zu finden ist. Erst acht Jahre und vier Alben später sollte der kreative Höhenflug der Band mit dem knapp guten „Dead Winter Dead“ ein Ende nehmen. Auch abseits rein musikalischer Kriterien verfehlte „Hall Of The Mountain King“ seine Wirkung nicht. Das Album etablierte Savatage als eine feste Größe der Szene und zählt inzwischen zu den großen Klassikern des Genres.

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