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Fakt ist:
90% der Menschen, die ich seit 1984 kennengelernt habe, haben das Potential, zu 90% Arschlöcher zu sein – in welcher Hinsicht auch immer…
O.k., ohne polemisch zu werden: Deine Aussage legt folglich nahe, daß 90% aller Dark Waver faschistoide Tendenzen hätten. Starker Tobak, den ich ganz und gar nicht bestätigen kann. Ich war selbst mal „Mitglied“ in dem „Verein“ und ausser viel Rauch und wichtigtuerisches Getue um Nichtigkeiten, grosses Dummgelaber über Mode, Musik und das übliche szeneinterne Geklüngel kam da nicht viel bei rum. Da wurde viel rumgemeint und zu 90% fand man „Faschos“ natürlich „richtig Scheisse“. Kurz, eine unpolitische Mischpoke – die ihre Daseinsberechtigung darin fand, sich optisch vom Rest der Gesellschaft (die „Stinos“) abzuheben. Aber dadurch genauso ein Spiegelbild der Gesellschaft war/ist.
Der Erlös unserer Veranstaltungen (kurz: sehr gut besuchte DarkWave-Discoabende), die wir initiierten, kam zu 90% linksorientierten Einrichtungen zugute – und das wussten auch diejenigen Gäste, die mit DIJ-T-Shirts anrückten und fanden dies o.k.
Die Uniform-Kasper, die sich im Laufe der Neunziger Jahre vermehrt in die Szene einbrachten, nahm von den „traditionellen“ Goths niemand wirklich ernst – und wurden auch in erheblichen Maße ausgegrenzt, sollte sich die Uniform als politisches Statement herauskristallisieren. Hin bis zum Hausverbot, wenn wir das Hausrecht hatten.
Meistens waren die besagten Uniform-Kasper nichts weiter als modeinfizierte Provokateure, die sich nicht trauten, ihren S/M-Fetishdrang in aller Öffentlichkeit auszuleben – und ein wenig auf Nazi-Chic machten.
Natürlich versuchten aufgrund einer tatsächlich auszumachenden Vorliebe eines Teils der Szene zu rückwärtsgewandten Strömungen, bzw. historischen Epochen europäischer Prägung (siehe Mittelalter, Heidentum, Neo-Romantik, etc.), rechte Meinungsmacher/Kräfte sich einzuschleichen, weil sie ein Potential witterten. Dies fruchtete schätzungsweise bei gerade mal einem Prozentsatz von (hoch gegriffenen) 5% – also auch ein Spiegelbild der Gesellschaft…
Dieses Liebäugeln wurde den Rechten bald überdrüssig, da sie sich eingestehen mussten, wirklich keinen Nutzen aus der Szene ziehen zu können, kurz: sie konnten die anvisierten „Massen“ nicht rekrutieren.
Ja, es gab/gibt tatsächlich „Szene“-Bands mit rechtsideolgischem Background, die in Rattenfänger-Manier agierten. Musikalisch bedeutungslos, inhaltlich plump und leicht durchschaubar. Nach zwei, drei Alben verlor sich ganz von selbst das Interesse an diesen „Künstlern“. Langlebigere Bands a la DIJ und Der Blutharsch sind allerdings bis heute nicht ganz durchschaubar, gebe ich zu (ich werde dazu auch gesondert etwas schreiben), aber Tony Wakeford (Sol Invictus) distanzierte sich vor einigen Jahren in aller Öffentlichkeit vom Above The Ruins-Album. Und zu C93 kommt auch noch ein bisserl was von mir…
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad