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Hat Billy Corgan einen Sinn für Humor? Den Titel Zeitgeist kann er doch nicht ernst gemeint haben. Und das Cover, auf dem die Freiheitsstatue in einem roten Meer versinkt doch auch nicht. Nein, dem gegenwärtigen Zeitgeist entspricht dieses Album sicher nicht, dann schon eher einer Zeitreise zurück in die 80er jedoch kombiniert mit den pumpkinstypischen Zutaten wie Corgans schneidendem Gesaang, den lauten Gitarren und Chamberlins wildem Getrommel. Vieles davon war auf Corgans Soloalbum, das im Rückblick übrigens gar nicht so schlecht ist, nicht zu hören. Nun hat er also seine alte Band reanimiert, von einer Reunion kann dennoch nicht die Rede sein, denn das würde ja voraussetzen, dass die Band in einer Besetzung antritt, die es schon einmal gegeben hat, was bekanntermaßen aber nicht der Fall ist. Wie dem auch sei, die Frage, ob das denn nun wirklich sein musste, kann ich ganz einfach beantworten: JA! Ist mir doch egal, unter welchem Namen Corgan auftritt und wenn ein Album wie Zeitgeist dabei herausspringt, dann darf er auch gerne den alten Bandnamen wieder verwenden, auch wenn James Iha und D’Arcy nicht mit dabei sind.
Das Album beginnt mit einem lauten Knall. Doomsday clock und 7 shades of black bollern gewaltig mit lauten Metalgitarren, wie man sie aus den 80en kennt. Das mag beim Lesen übel aufstoßen und dürfte zusammen mit der Tatsache, dass Corgan vor kurzem noch ein Duett mit den Scorpions gesungen hat, wohl eher abschrecken. Sollte es aber nicht, denn zum einen halte ich den Einstieg für durchaus gelungen und zum anderen bietet das Album auch genügend andere Facetten. Bleeding the orchid schaltet da schon mal einen Gang zurück und That’s the way ist eine jender Pumpkinshymnen, wie sie sich Corgan auch anno 2007 noch locker aus dem Ärmel zu schütteln scheint. Herzstück des Albums ist aber das 10 Minuten lange United States, das mich vom Riffing her an Black Sabbath erinnert, aber durch Chamberlins Getrommel eine ganz eigen Note bekommt und zunächst beinahe dahingleitet um einem am Ende dann regelrecht plattzuwalzen. Danach erfährt das Album dann einen ungeahnten Bruch, die Wut scheint wie weggeblasen und der Rest des Albums wird von der tollen Ballade Neverlost, dem feinen Popsong Bring the light und dem luftigen Rocksong (Come on) Let’s go, eine weitere Verbindung in die 80er, bestimmt. Das dunkle For god and country dagegen wirkt mit seinen Synthesizern und seinem Bassspiel wie ein von den Punmpkins gespieltes Überbleibsel des Soloalbums. Pomp and circumstances lässt das ALbum dann friedlich, beinahe als „Gute Nacht“-Lied ausklingen wie einst Farewell and Goodnight auf Mellon Collie and the Infinite Sadness. Dessen Klasse erreicht Zeitgeist zwar insgesamt nicht, aber da würde man wohl auch zu viel des Guten verlangen. Eine würdige Fortsetzung des Smashing Pumpkins Katalogs ist das Album indes allemal.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?