Re: Smashing Pumpkins – "Zeitgeist"

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bullitt

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Besprechung von Spiegel-Online:

Smashing Pumpkins – „Zeitgeist“
(Warner, 6. Juli)

„Is everyone afraid?/ Is everyone ashamed?“ fragt Billy Corgan gleich zu Anfang des eröffnenden Songs „Doomsday Clock“ auf dem ersten Album der Smashing Pumpkins seit sieben Jahren. Soll man Angst haben? Soll man sich schämen für diese glatzköpfige des Alternative Rock, der sich mit „Zeitgeist“ seine Band zurückgeholt hat und sich seine Heimat USA für eine apokalyptische Bestandaufnahme vornimmt? Angesichts des viel zu weit im Vordergrund wummernden Schlagzeugs von Jimmy Chamberlin und der dominant wabernden Gitarren, die gut die Hälfte des Albums volldonnern, mag es einem schon ein bisschen bange werden. Warum so viel Lärm? Erst nach der neunminütigen Katharsis „United States“ kommt ein wenig Licht in die Heavy-Metal-Höhle: „Neverlost“ funkelt fast so wie frühe Corgan-Kompositionen, „Bring the Light“ und „(Come On) Let’s Go“ erinnern an glorreiche Zeiten – wenn da nicht immer diese jubilierende Mosher-Gitarre hervorjaulen würde (am schlimmsten in „Tarantula“).

Von ungefähr kommt das nicht, denn aus unerfindlichen Gründen wurde „Zeitgeist“ von den alten Haudegen Roy Thomas Baker (Queen, Foreigner) und Terry Date (Pantera) produziert, was den Abschied der Ur-Pumpkins D’Arcy Wretzky und James Iha noch schmerzhafter macht. Dennoch: Die Smashing Pumpkins sind wieder da – überproduziert und vollfett wie es sich für ein Saurier-Comeback gehört. Da unterscheidet sich diese einst einflussreiche Band plötzlich gar nicht so sehr von anderen Recken, die uns dieses Jahr erneut heimsuchen. Genesis zum Beispiel. Vor diesem „Zeitgeist“ müssen Emo-Epigonen nicht zittern. (6) Andreas Borcholte

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