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„Don’t stop now“, so lautet der eigentliche Titel Deines hervorragenden Mixes. Mittlerweile ist die Limbostange jetzt aber richtig weit unten, selbst Limbo-Olympiasieger Hermes Conrad hätte bei dieser Compi auf jeden Fall seine Schwierigkeiten…
01. Skwerl – All woman (2006)
Funky und trotzdem cool, eine sehr clevere Einleitung von Dir. Warum das Teil in Trickski’s Reihe „Member of the Trick“ erschienen ist, will mir noch nicht ganz einleuchten, der Track ist doch ganz klar was für die Schwester namens Innervisons. So klingt der Track auch verdammt nach Âme’s „Rej“ – jenem göttlichen Track, der Housedeutschland erst so richtig auf den Geschmack hat kommen lassen. Aber sei es drum, „All woman“ lässt uns auf den Geschmack kommen, was Du uns auf unserer weiteren Reise durch Deinen modernen Sound noch so alles kredenzen wirst…
02. Dub Taylor – I Can’t (… You Know) (2001)
Ja, Force Tracks. Du wirst nicht müde mir dieses Label zu empfehlen – mit Recht. Hab mich mittlerweile mal umgeschaut und hier gibt es wirklich brilliante Minimal-Sachen zu entdecken. Wobei dieser Track nicht unbedingt Minimal ist – eher ein warmes Autoren-Technostück. Was den Track so sympathisch macht, ist das deutsch akzentuierte Englisch von Alex Krüger. Ähnlich wie bei Hans Nieswandt’s Stücken wirkt der Gesang hier etwas unsicher und holprig, was dem Ganzen erst so richtig ein Gesicht gibt.
03. My My – Eleventh Hour (2006)
Schön, dass Du hier meiner Empfehlung gefolgt bist. Dieser Track gibt mir den ersten Kick in Deinem Mix (weitere werden folgen, versprochen). Wie so oft im Minimal kommt das Aha-Erlebnis erst recht spät, dann aber mit voller Wucht. Pluckert der Track zunächst recht unscheinbar vor sich hin, kippt die Stimmung für mich so ca. ab der Hälfte und ich kann gar nicht anders, als wippend vor meinem Rechner zu sitzen – müsste ich nicht diese Zeilen schreiben, wäre jetzt Tanzen angesagt.
An dieser Stelle ist jetzt aber erst mal ein großes Lob an Deine Mixkünste fällig. Du gibst uns ab hier Lemon Jelly den ganzen Mix an die Hand und erinnerst uns daran, jetzt bloß nicht den CD-Player zu stoppen… Großes Kino!
(Frage unter Kollegen, welche Software hast Du für diesen Mix genutzt?)
04. Outlines – Listen to the drums (Jazzanova-Remix) (2006)
Zu Jazzanova muss man glaub ich nicht mehr viel schreiben. Die Franz Beckenbauers des House – was die anfassen wird zu Gold. Ich kenne das Original leider nicht und kann daher jetzt keinen Vergleich ziehen, allerdings ist die für Afro-Beat-Track typische Hypnose-Wirkung hier wirklich großartig.
05. Lemon Jelly – Don`t stop now (2005)
Über Lemon Jelly hatten wir uns ja letztens erst in Hamburg länger unterhalten und wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Jungs definitiv der Bringer sind. Für mich ist dieser Track auch das absolute Highlight in Deinem Mix. Die Hypnose, die Du bereits im vorangegangenen Stück aufgebaut hast, weitest Du hier noch mehr aus und Du schaffst es, bei ca 4:30 einen Höhepunkt zu erreichen, der Dir auf der Tanzfläche sicherlich Jubelschreie entgegenbringen würde. Nach meinem Geschmack hättest Du diese Stimmung noch weitere Tracks fortführen können…
06. Talvin Singh – Uphold (2001)
Stattdessen wechselst Du nun die Stimmung und wirst dunkler und hektischer. Ich tue mich mit Talvin Singh immer ein wenig schwer, Drum’n Bass ist für mich immer ein schwieriges Pflaster – vor allem auf der Tanzfläche. Aber das recht gemäßigte Tempo macht es mir dann doch wieder leicht, dem Track zu folgen. Als Übergang zu Trentemøller gut gesetzt.
07. Trentemøller – Prana (2005)
Mein momentaner Held. Ich kann nachvollziehen wenn Du sagst, dass seine wahre Stärke im Club liegt – ähnliches hatte ich glaube ich auch in den Liner-Notes zu meinem Mix geschrieben. „Der schwarze Prinz des Techno“ (diese Umschreibung passt immer wieder) wird auch hier seinem Ruf gerecht und lässt uns gar keine andere Wahl, als derbe abzugehen. Neben seiner unglaublichen Präzision fasziniert mich immer wieder seine Fähigkeit, so einmalig zu klingen – ihn könnte man unter tausend Techno-Tracks klar und deutlich heraushören. Eine Tatsache, die jemandem erst zu einem ganz großen Techno-Produzenten werden lässt.
08. Soulpatrol – Release your mind (2001)
Oh, nun forderst Du aber. Diesen verschleppten Beat muss man erst mal kapieren, um ihn gut zu finden. Ich höre regelmäßig die Radiosendungen von Michael Rütten, lese ständig seine Kolumne im JazzThing (einer seiner Empfehlungen dort hatte es sogar in meine 2006er Alben-Top10 geschafft) und bin auch sonst ein großer Sympathisant des ihm sehr verbundenen Labels Compost aus München. Von daher muss ich diesen Track natürlich gut finden und das tue ich auch. Eigentlich ist „Release your mind“ ziemlich einfach, erst durch die Offbeats wird das Teil so richtig gut. Mein Highlight hier ist zudem die afrikanisch angehauchte Vibraphon-Einlage, die mich sofort an Henrik Schwarz‘ DJ-Kicks-Beitrag denken lässt.
Ich bin hier übrigens sehr gespannt auf Lengsfelds Meinung. Dieser Track müsste doch eigentlich genau auf seiner Wellenlänge liegen.
09. Stereotyp – Don’t Funk With Me (2002)
OK, runterkommen. Souliges Männerfalsett beinhaltet immer große Fallstricke. Man kann viel kaputt machen damit, vor allem wenn es zu lang gezogen wird – was hier leider der Fall ist. Männerfalsett, das überlassen wir dann doch lieber dem guten alten Prince.
Aber egal, Dein „Don’t stop now“-Sample erinnert wieder daran, jetzt nicht abzuschalten, sondern weiterzugleiten in den nächsten Track.
10. Ultra Naté – Twisted (2001)
Auch von diesem Track hattest Du mir in Hamburg schon vorgeschwärmt. Überraschenderweise habe ich ihn sogar selbst auf CD, allerdings in einer re:jazz-Version vom schon von Dir im Soulpatrol-Kommentar angesprochenen Infracom-Label. Mich persönlich kicken beide Versionen nicht so richtig, aber ich glaube, dass ist auch nicht beabsichtigt. Stereotyp und Twisted lässt mich in Ruhe wippend den nächsten Drink ordern um bei Nummer 11 wieder voll dabei zu sein.
11. Two Banks of Four – Last dance (Attica Blues remix) (2003)
YEAH! Ich liebe dieses Album. Und von dem darauf enthaltendem Material hast Du auch gleich den kickensten Track ausgewählt. Es war nötig, kurz Kraft zu tanken, um hier nun alles zu geben. Das mit dem Schwitzen kann ich also mehr als nachvollziehen. Und wenn man den Track so in und auswendig kennt wie ich, erwischt man sich sogar beim mitsingen…
12. Fat Freddy`s Drop – Flashback (Jazzanova’s Breathe Easy Mix) (2006)
Ich hatte letzten Sommer schon Angst, mein iPod würde crashen, so oft habe ich das (auf Deine Empfehlung besorgte) Album gehört. Auch Gilles Peterson hatte es ja in den 2005-Alben auf Nummer 1 gesetzt, und der Mann hat definitiv den Peil. Den Jazzanova-Remix hatte ich allerdings immer im Laden stehen lassen, er überzeugte mich beim Probehören nicht wirklich. Allerdings bin ich dankbar, dass Du mich hier noch mal vom Gegenteil überzeugen kannst. Jazzanova starten unspektakulär, schrauben aber mehr und mehr die Energie nach oben – ohne eigentlich wirklich was am Sound zu verändern. Vergesst Franz Beckenbauer, hier zaubert Pelé!
13. Stephane A. – Listen Luv (1998)
Ein letztes Mal „don’t stop now“, bevor wir final abheben. Der Track ist für House-Verhältnisse ungewöhnlich schnell (geschätzt bei mindestens 130 bpm, oder?), was ihn zunächst sehr hektisch erscheinen lässt. Nach 2:30 setzt dann aber dieses Synthie ein, der das Ganze wieder einfängt und uns mit letzter Kraft dem Ende Deines Mixes entgegentanzen lässt. Luftholen können wir auch in der After-Hour…
observer, ich hoffe Du konntest lesen, dass ich eine Menge Spass mit Deinem Mix hatte (und auch noch haben werde). Stilisitsch ähnelt er ja meinem Mix und doch ist er wieder grundverschieden. Während ich mehr den Pop-Gedanken in der elektronischen Musik eingefangen habe, hast Du Soul und Funk als Basis für den Mix gewählt. Hin und weg bin ich von dem Lemon Jelly-Stück, von denen werde ich mir auf jeden Fall die DVD besorgen, die Du erwähnt hast. Trentemøller hat mir natürlich ebenfalls die Nacht versüßt, genauso wie My My und Fred Freddy’s Drop. Der Hut sei zudem gezogen vor Deinen Übergängen und vor allem für die tolle Idee, mit dem „Don’t stop now“-Sample eine Klammer um den Mix zu bilden. Ich würde sagen, beim nächsten Forumstreffen (oder bei sonstiger Gelegenheit) legen wir mal gemeinsam auf und bringen die Meute zum Tanzen…
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You can't fool the flat man!