Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Welchen qualitativen Anspruch habt Ihr an ein Musikmagazin (z.B. den Rolling Stone)? › Re: Welchen qualitativen Anspruch habt Ihr an ein Musikmagazin (z.B. den Rolling Stone)?
Banana Joees geht um den qualitativen Anspruch an ein Musikmagazin. Da es in vielen Punkten mit dem Internet nicht mehr konkurrieren kann, muss der Anspruch an ein Musikmagazin mehr als zuvor doch sein, Hintergründe aufzudecken, Zusammenhänge festzustellen, Schlussfolgerungen zu ziehen und so ein Bild der aktuellen Popkultur zu zeichnen. Genau diesen Auftrag sehe ich bei den Musikmagazinen, denn das Internet kann diesen (momentan) nicht erfüllen.
Das Internet wird diesen Anspruch auch in Zukunft nicht leicht erfüllen können, denke ich, da es nur Puzzleteile zu einer solchen Gesamtschau liefern kann, aber nie den Zusammenhang selbst. Diesen muss man sich selbst erstellen oder er wird von einem guten Journalisten auf der Basis seiner Anspruchshaltung an das Kunstobjekt und seiner Stellung zur Gesellschaft dargestellt (ich würde DD da allemal zustimmen). Hier sähe ich die letzte große und wertvolle Nische für eine gute Kultur-/Musikzeitschrift: Ohne Selbstverliebtheit aus den Spuren des kulturellen Geschehens ein Bilddes kulturellen Zustandes einer Zeit abzuliefern, das sich natürlich auf Grund der ständigen neuen Inputs tagtäglich ändern mag. Viel verlangt, deshalb auch sehr abhängig von Geist und Gespür des schreibenden Journalisten.
Dass auch im Internet ein Verlangen nach derartiger Qualität vorhanden ist, zeigt sich an dem Erfolg mancher blogs oder dem Qualitätsmanagement bei Wikipedia. Ich denke aber, dass man im Netz in dieser Hinsicht über eine flüchtige Tagesbedeutung nicht hinauskommen wird, dass das gedruckte Papier hier doch noch seine Bedeutung behalten kann.
Wer das nicht will, wer nur Infos will, der benötigt möglicherweise bald keine Zeitschrift mehr.
Und eine Zeitschrift, die sich in erster Linie der Information verschrieben hat, kann wohl nur dann überleben, wenn das, was sie bietet, hieb und stichfester ist, als das, was sich er-google-n lässt, dabei gleichzeitig die Verbreitung der Information zu einem Ereignis macht. So könnte die Verpackung der Information, die Platzierung innerhalb des Magazin-Kontextes und von Zeitfenstern, diese selbst zu etwas Besonderen machen, was den Kauf einer Zeitschrift anregen mag und diese damit legitimiert. Nicht umsonst gibt es in den letzten Jahren, besonders in England, die vielen Themenhefte oder auf dem Buchmarkt die vielen „Bilderbücher“. Das Heft/Buch ist das Ereignis, weniger der Inhalt.
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