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1970 folgte der nächste Streich Death Dumb Blind… wieder zwei lange Tracks, „Summun, Bukmun, Umyun“, das Titelstück, das wieder mit afrikanischer Perkussion beginnt (Nat Bettis und Anthony White). Die grossen Änderungen sind aber, dass Sanders kein Tenorsax spielt, stattdessen Sopransax (sowie cow horn, tritone whistle, cowbells, wood flute, mbira und percussion – das Instrumentarium liest sich mittlerweile schon fast wie beim Art Ensemble) und dass mit Woody Shaw und Gary Bartz gleich zwei weitere Bläser dazugestossen sind. Mit Lonnie Liston Smith und Cecil McBee sind neben Neuankömmling Clifford Jarvis zwei alteingesessene Gefährten dabei.
Als Liner Notes gibt’s hier einen ziemlich suspekten religiösen Text, der die Titelmetapher aufgreift und in Gut und Böse unterteilt… nun ja… Jameelah Ali hat die Notes geschrieben (über Google kann ich über ihn nichts herausfinden).
Die Musik plätschert gefällig, McBee legt einen satten Boden, die Perkussion klingt eingespielter und routinierter als zuvor, die Musik groovt und bleibt auch in den dissonanten Call-and-Responses und kollektiven Passagen der Bläser immer geerdet. Die Musik ist hier sehr viel schöner abgemischt, die Bläser sind allerdings stark im Hintergrund gehalten – wohl absichtlich. Bartz, Shaw und auch Sanders am Sopran vermögen zu überzeugen.
Das zweite Stück heisst „Let Us Go Into the House of the Lord“ und ist ein lyrischer Hymnus in der Coltrane-Tradition. Jarvis trommelt zurückhaltend freie Fills über einen Teppich, den Smith und McBee (mit Bogen) mit den Perkussionsinstrumenten (zu denen hier auch Shaw und Bartz stossen) weben. Sanders präsentiert das Thema sehr getragen, mit schönem Ton auf dem Sopran. In der Mitte verstummt das Stück beinahe und McBee übernimmt mit einem wunderschönen Arco-Solo. Dann kehrt Sanders zurück, noch hymnischer und singender als zuvor – sehr schön!
Dieses Album überzeugt mich jedenfalls deutlich mehr als „Jewels of Thought“. Und es gefällt mir – so hab ich mich anderswo auch schon mal geäussert, glaube ich – vielleicht sogar eine Spur besser als „Karma“ – werde es morgen bestimmt noch einmal anhören!
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